3. Etappe: Eng - Lamsenjochhütte
Der kurze Regenschauer am Abend war wohl der Vorbote:
Dichte Wolken empfangen uns am Morgen der dritten
Etappe. Immerhin brechen wir gut ausgeschlafen auf.
Gleich hinter dem Gasthof Eng führt ein steiler Weg
bergan Richtung Binsalm. Nach einer guten halben
Stunde schweißtreibendem Aufstiegs erreichen wir die
Binsalm (oder Pinsalm (?), wie wir nun auf einigen Wegweisern
lesen). Die Sonne schaut zaghaft hinter den Wolken
hervor. Der Adlerweg ist gut markiert und lässt
sich bequem laufen. Wir gewinnen relativ schnell an Höhe
und erreichen den Binsalm-Hochleger.
Hier
zweigt der Pfad zum Sonnjochgipfel ab. Wir wollen aber
zum Lamsenjoch, welches wir schließlich nach über 700
Meter Aufstieg erreichen. Vor uns liegt nun schon
deutlich sichtbar die Lamsenjochhütte. Am Himmel braut
sich etwas zusammen. Deshalb gehen wir gleich ohne
größere Pause weiter und erreichen die Hütte kurz nach
dem Mittag. Wieder haben wir Glück und bekommen ein
Zimmer. Allerdings werden wir am Abend feststellen, dass
die Hütte kaum zur Hälfte belegt ist. Unsere Tour
außerhalb des Wochenendes zu legen, hat sich also
gelohnt. Während des Abends gehen fast pausenlos Anrufe
zur Reservierung für das Wochenende ein, der Samstag ist
dann auch bald schon „ausgebucht“. Wir sind jetzt aber
erst einmal bei Mittagstisch. Das Essen auf den Hütten
ist übrigens gut, reichlich und verhältnismäßig
preiswert. Nach dem Bezug des Zimmers und dem Auspacken
des Rucksacks entschließen wir uns, einen kleinen
Aufstiegsversuch zu unternehmen. Direkt vor der Hütte
beginnt der Weg auf das Schafjöchl. Natürlich
kann man auch die Lamsenspitze von hier aus besteigen.
Aber wir sind ja auf „Hüttentour light“. Und kommen
nicht mal bis zum Schafjöchl. Es beginnt zu regnen.
Jetzt habe ich keine Lust, mich einweichen zu lassen.
Wer weiß, was uns am letzten Tag erwartet. Also kehren
wir zur Hütte zurück. Ein Bier schmeckt trotzdem, auch
ohne Gipfelsieg.
Kurzangaben zur dritten Etappe: Alpengasthof Eng
- Lamsenjochhütte, Gehzeit etwa 3 h, Aufstieg ca. 800 m.
Schöne Eindrücke der Wanderung vermitteln die
Bilder.
Lamsenjochhütte: 1953 m - spektakulär unterhalb
der Felswände von Lamsenspitze und Hochnissl gelegen, 30
Zimmerbetten und 110 Lager, Öffnungszeiten: Juni -
Oktober, je nach Witterung. Telefon +43 (0) 5244 / 62063
4. Etappe: Lamsenjochhütte - Achensee
Da es heute nur noch bergab geht, wollen wir zum
Warmlaufen zunächst das Schafjöchl besteigen. Als
wir losgehen, beginnt es wieder zu tröpfeln. So schlecht
sieht es doch am Himmel nicht aus. Aber der Weg bis zum
Achensee ist relativ lang und jetzt schon einregnen
lassen? Dann steigen wir eben gleich ab. Wir sind ja...
Vom Lamsenjoch aus geht es gleich relativ steil
bergab. Unten im Tal sehen wir schon die Gramaialm
liegen, unser erstes Etappenziel. Zügig steigen wir nach
unten, der Weg ist zwar felsig aber sehr gut zu laufen.
Hoch über uns schaut die Lamsenspitze heraus, die
Hütte ist unseren Blicken längst entschwunden und was
sehen wir da? Die Sonne.
Das
kann doch nicht sein. Aber umkehren wollen wir
jetzt nicht noch mal. Immerhin gibt es ein paar schöne
Fotos und jetzt ausreichend Zeit für einen gemütlichen
Abstieg. Wenige Minuten vor der Gramaialm sehen wir
plötzlich mehrere Gämsen. Leider sind sie für meine
Digicam mit dem 3fach-Zoom zu weit weg. Aber wir können
sie in Ruhe beobachten. Da außer uns hier noch kein
anderer Wanderer unterwegs ist, haben es die Tiere auch
nicht eilig, ihren Standplatz zu verlassen. Wir kommen
relativ dicht heran. Als ich dann meine Digicam in den
‚Anschlag‘ bringen will, ist es aber wohl doch zu nahe.
Leichtfüßig verschwinden die Gämsen aus unserem
Sichtfeld. In dieses rücken nun nicht nur der Gasthof
auf der Gramaialm sondern auch die ersten
Wanderer. Einige streben recht zügig zu den in
Reichweite liegenden Gipfeln, der Lamsenspitze und dem
Sonnjoch. Für uns geht die Wanderung aber langsam dem
Ende entgegen. An der Gramaialm ist es für eine Pause
noch zu zeitig. Wir laufen das Falzthurntal hinab bis
zum gleichnamigen Gasthof und bis Pertisau. Der
Achensee empfängt uns schließlich am Ende unserer
Viertagestour mit einem Regenschauer. Das stört uns
jetzt nicht mehr. Schließlich hatten wir den See und das
Karwendel rund um Pertisau im Winter
des gleichen Jahres
bei Sonne pur erlebt.
Kurzangaben zur vierten Etappe: Lamsenjochhütte -
Achensee, Gehzeit etwa 4 h, Abstieg ca. 1.000 m. Schöne
Eindrücke der Wanderung vermitteln die
Bilder.
Fazit:
Eine wirklich sehr schöne Wanderung liegt hinter uns. So
wie wir sie gestalteten, ist sie auch für Anfänger
geeignet. Wer mehr möchte, kann an jedem Tag noch einen
Gipfel ‚mitnehmen‘ (Mahnkopf, Steinfalk, Lamsenspitze,
Sonnjoch). Für vier Tage wird der Rucksack auch nicht zu
schwer. In den Hütten bekommt man Getränke und
Verpflegung zu einem akzeptablen Preis. Wer will, kann
sich also hier weitestgehend Versorgen und damit auch
Gewicht im Rucksack sparen.
Natürlich hat die massentouristische Erschließung auch
vor dem Karwendel keinen Halt gemacht, jedoch sind weite
Teile dieses fast 1000 km² großen Gebietes als
Naturlandschaft erhalten geblieben. Keine Lifte führen
zu den Zielen unserer Wanderung und auch die
Skierschließung blieb bisher auf das Gebiet um den
Achensee beschränkt. Das größte zusammenhängende
Naturschutzgebiet der Ostalpen verspricht also
Wanderfreuden und manchmal sogar noch etwas Einsamkeit
(am frühen Morgen oder in den Abendstunden), wenn man
einmal vom Massentourismus auf der Engalm absieht.
Allerdings konnten wir diese Eindrücke während unserer
Wanderung vom Dienstag bis Freitag sammeln. Am
Wochenende und bei stabiler Wetterlage kann das mit dem
ungetrübten Wandergenuss schon etwas anders aussehen.
Verwendete Wanderkarten: Alpenvereinskarte
Karwendelgebirge Mitte, 1:25.000, ISBN-10: 3-928777-21-1
und Alpenvereinskarte Karwendelgebirge Ost, 1:25.000,
ISBN-10: 3-928777-09-2
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