Grönland
im Juli 2012: Bergtouren auf Ammassalik |
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Unsere zweite Wanderung führte uns auf den
unweit des Ortes gelegenen 679 m hohen Berg
Sømandsfjeldet. Zunächst geht es aus dem Ort
hinaus an den Hunden der Inuit vorbei. Die
(erwachsenen) Schlittenhunde dürfen nicht im Ort
gehalten werden und sind deshalb am Ortsrand
angekettet. Was dem Mitteleuropäer als
merkwürdig erscheinen mag und den einen oder
anderen Tierschützer ein Dorn im Auge sein
dürfte, ist hier völlig normaler Alltag. Die
Hunde sind für die Grönländer im Winter
überlebenswichtig. Sie werden an das raue Leben
angepasst. Ein Urteil darüber sollten wir uns
nicht erlauben. Die kleinen Hunde bis drei
Monate und die Hündinnen dürfen frei laufen, die
Hündinnen sollen für Nachwuchs außerhalb des
eigenen Gespanns sorgen.
Bald
liegt der Ort mit den bunten Häusern hinter uns.
Weglos steigen wir bergan. Die Bergflanke ist
steil, das uralte Gestein, zumeist Gneis, ist
brüchig. Wenig bekannt ist sicher die Tatsache,
dass Grönland erdgeschichtlich „uralt“ ist und
das Gebirge bereits in der Frühgeschichte der
Erde entstand als sich die Gesteinskruste
bildete. Deshalb sind die Bergflanken oft mit
losem Geröll bedeckt, uralter verwitterter Fels.
Nach etwa zweistündigem schweißtreibendem
Aufstieg haben wir es geschafft. Der Blick ist
atemberaubend. Wir können in der klaren Luft
weit über 100 km weit schauen. Im offenen Meer
treiben die Eisberge und –schollen, in der Ferne
liegt das ewige Eis, Gletscherzungen recken sich
daraus hervor. Wären da nicht die Mücken, wäre
der Gipfelblick perfekt. Die Plagegeister haben
aber ein wenig Einsehen, wahrscheinlich ob des
leichten Windes auf dem Gipfel. Der Abstieg
führt uns ins
Tal der Blumen, jenem
überall angepriesenen Highlight Ostgrönlands.
Wunderdinge sollte man von den kleinen
Blüteninseln, die es ab und an zu sehen gibt,
nicht erwarten. Blütenpflanzen sind wir
eigentlich überall auf unseren Wanderungen
begegnet. Nur, in das Tal führt ein kleiner Pfad
und es ist eben leicht von Tasiilaq aus zu
erreichen.
In dieser Nacht hatte ich Glück: Ich wurde
rechtzeitig munter (gemacht). Unsere
Wanderfreunde hatten bereits an den Tagen zuvor
von den herrlichen Sonnenaufgängen berichtet. Da
die Sonne aber in dieser Jahreszeit bereits
gegen 2:30 Uhr über die hohen Fjordberge steigt,
muss man früh aufstehen. Nach einigen schönen
Fotos bin ich dann auch gleich wieder
eingeschlafen.

Die dritte Wanderung führte uns erneut auf einen
steil aufragenden Berg. Point 649 wurde
er in unseren Reiseunterlagen genannt, wohl
wegen seiner Höhe. Auf meiner Karte trägt er
jedenfalls keinen Namen. Lang zieht sich der
Aufstieg. Es geht über kleine Schneefelder und
ein hängendes Geröllfeld bis in einen Sattel.
Hier bleiben einige unserer Mitwanderer zurück.
Zu anstrengend?
Wir
wollen natürlich bis ganz hinauf. Wenige Minuten
später stehen wir auf dem Gipfel. Wieder die
nicht zu übertreffende Aussicht des Vortages,
dieses Mal nur aus einer anderen Perspektive.
Heute sind einige Wolken aufgezogen. Wird das
Wetter etwa schlechter? Bekommen wir bald Regen?
Unser Guide beruhigt uns. Hier ändert sich das
Wetter nur sehr langsam. Es wird sicher Regen
geben, aber erst in zwei oder drei Tagen. Dann
sind wir schon wieder in Island. Der Abstieg
geht durch ein steiles Geröllfeld. Etwas alpine
Erfahrung und Trittfestigkeit ist hier von
großem Vorteil. Viel Spaß macht dagegen der
Abstieg durch die festen Schneefelder. Schnell
verliert man an Höhe und es läuft sich sehr
angenehm. An einem kleinen Wasserfall machen wir
eine letzte Rast und gelangen schließlich
entlang des Blumentales wieder in den Ort
zurück. Siehe dazu auch unsere
Bildergalerie.
Fortsetzung:
Bootstour zum Knud
Rasmussen Gletscher |
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