Zwei
Tage Island: Lavatube und Heiße Quellen,
Mainstreamtour 'Golden Circle'
Los ging es am 22.07.2012 mit dem
Berlin-Linienbus von Dresden-Neustadt zum
Flughafen Berlin-Schönefeld (der neue
Großflughafen war ja bekanntlich nicht planmäßig
fertig geworden). Der Transfer ist für uns die
deutlich günstigere Lösung gegenüber der Fahrt
mit dem PKW und den Parkgebühren für 10 Tage in
Schönefeld. Die Flugzeiten der Iceland Express
waren sehr günstig: Abflug 15.10 Uhr – Ankunft
Keflavik 16.50 Uhr (2 Stunden Zeitverschiebung,
Flugzeit ca. 3,5 h). Pünktlich landeten wir auf
Island nach ruhigem Flug ohne Service (falsch:
Service nur gegen Aufpreis). Nun standen wir
also im uns bereits gut bekannten Terminal von
Keflavik und hielten Ausschau nach dem
Transferbus. Die Firma ‚Iceland Excursions‘
besitzt einen eigenen Stand im Flughafen. Dort
tauscht man seinen Voucher gegen die Tickets für
den Bus. Wir erhielten auch gleich die
Rückfahrscheine für den 31.07. mit dazu. Der Weg
zum Busparkplatz ist nicht weit. Aber es regnete
in Strömen. Das geht ja gut los. Und keine
Regenplane über den Rucksäcken. Schnell in den
Bus und los. Man bucht übrigens gleich einen
Transfer zur bzw. von der Unterkunft mit. Also
wurden wir vor dem ‚Travel Inn‘ abgesetzt. Das
Gästehaus hatten wir wegen der Lage direkt am
Busterminal und in der Nähe des
Inlandflugplatzes in Reykjavik gebucht. Vom
Reykjavik-Airport würde unser Flug nach Grönland
abgehen und zum Terminal wollten wir die
Taxigebühren sparen und zu Fuß laufen. Das
‚Travel Inn‘ war nach der Recherche in der
genutzten Online-Buchungsmaschine noch relativ
günstig – und schlecht bewertet. Hohe
Erwartungen hatten wir also nicht. Na, für drei
Nächte würde es doch wohl ausreichen. Als
„ausreichend“ würde ich das Etablissement
bewerten, mit allen zugedrückten Augen. Ich habe
noch nie vor- oder nachher in Island einen so
schlechten Kaffee bekommen. Die Isländer sind
wie die Grönländer ausgesprochene
Kaffee-Trinker. Inakzeptabel war der
Umrechnungskurs für den gebuchten
Übernachtungspreis, den die Betreiber uns
„unterschoben“. Ohne Taschenrechner konnte ich
den Betrag „auf die Schnelle“ nicht überblicken
und schon war die Kreditkarte „durchgezogen“.
Erst zu Hause stellten wir fest, dass uns fast
30 Euro gegenüber dem vereinbarten Gesamtpreis
mehr berechnet wurden. Das Ergebnis unserer
Reklamation: ohne Ergebnis.
Es regnete den ganzen Abend. Also gingen wir nur
noch auf die Suche nach einem Abendessen. Wer
sich in Reykjavik etwas auskennt, findet
auch in der Innenstadt noch Restaurants mit
Preisen, die nur wenig über dem deutschen
Großstadtniveau liegen. Auf alkoholische
Getränke sollte man verzichten oder man ist eben
bereit, etwa 6 bis 7 Euro für ein Bier zu
zahlen.
Am nächsten Morgen lugte die Sonne schüchtern
hinter den Wolken vor. Damals konnten wir
natürlich nicht wissen, dass wir überhaupt
keinen einzigen Tropfen Regen mehr abbekommen
würden. Wir standen vor dem ‚Travel Inn‘ und
warteten auf den Jeep der ‚Icelandic Mountain
Guides‘ für den Ausflug in die Lavafelder. Der
Service funktioniert nach unseren Erfahrungen
immer. Man sollte allerdings nicht so genau auf
die Abfahrtszeit achten. Meist wird es 10 bis 15
Minuten später. Weiß man das, wartet man
entspannt. Der Jeep kommt und außer dem Fahrer
sitzt niemand drin. ‚A private tour for you‘
sagt uns der Guide. Eigentlich Klasse, nur so
ganz glücklich sind wir damit auch nicht. Unser
Englisch reicht für eine fließende Konversation
einfach nicht aus. Das erkläre ich dem Guide.
Macht nichts, wir kommen schon klar. Wir fahren
zunächst in das etwa 30 km südöstlich von
Reykjavik gelegene Lavafeld Bláfjöll. Auf
einer Schotterpiste hält der Jeep ziemlich
unvermittelt.
Ein
großer Steinmann markiert die Stelle unseres
Weges zur Lava-Tube. Auf einem riesigen Gebiet,
auf dem sich vor über 10.000 Jahren die Lava
ergoss, ist an einigen Stellen die Decke
eingebrochen und man kann in eine Röhre
hinabsteigen, die nach dem Erkalten des
Lavastromes erhalten blieb. Über drei Stunden
kann sich der Mutige hier entlang tasten. Wir
nehmen die kurze Version über etwa 45 Minuten.
Mit Helm und Stirnlampe ausgerüstet steigen wir
über große Lavabrocken hinab. Es ist stockdunkel
und ich stoße erst einmal mächtig mit dem Kopf
an. Gut, dass der Helm fest sitzt. Langsam
gewöhnt man sich an die Dunkelheit und die
gebückte Haltung, in der wir den meisten Teil
der Strecke gehen müssen. Auch in den Lavahöhlen
bilden sich Stalagmiten. Eine wirklich
interessante Erkundung. Aber 45 Minuten in
Dunkelheit und gebeugter Haltung reichen.
Weiter geht es im Jeep am Alpingebiet der
Hauptstädter – den Blue Mountains – vorbei nach
Norden in das Geothermalgebiet um den Vulkan
Hengill und zu einer kleinen Wanderung in
das ‚rauchende Tal‘ nach Reykjadalur. Hier
entspring eine 100 °C heiße Quelle und bringt
das siedende Wasser zu Tal. Kleine Bäche mit
kaltem Wasser aus den Seitentälern lassen den
heißen kleinen Fluss bald auf Badetemperatur
abkühlen. Ein Bad wollen wir hier nehmen. Das
Interessante: Jeder sucht sich die Temperatur,
die ihm angenehm erscheint. Bachabwärts wird es
immer kälter. Wir nehmen das Bad bei geschätzten
35 °C. Flussaufwärts steigen einige Leute schon
nach 5 Minuten wieder aus dem Wasser – zu heiß.
Im Laufe der Zeit kommen weitere Wanderer an. Es
herrscht reger Badebetrieb. Hinter uns zieht ein
Tross mit Reitern auf Islandpferden den Berg
hinauf. Nach dem Bad machen wir noch einen
Abstecher zur heißen Quelle und steigen
schließlich den steilen Hang aus dem Tal hinaus.
Nach der Rückkehr in Reykjavik schauen wir uns
noch den Weg zum Terminal des Domestic Airports
an, damit wir zwei Tage später rechtzeitig zum
Flug nach Grönland am Terminal erscheinen.
Neuer
Tag, die Sonne lacht, dann erkunden wir zunächst
die Hauptstadt zu Fuß. Ein toller Aussichtspunkt
ist der Kuppelbau ‚Perlan‘ auf einem
kleinen Hügel unweit des Busterminals gelegen.
Nach etwa 20 Minuten Spaziergang erreichen wir
die Anhöhe. Ist man vor 10:00 Uhr hier, kann man
die Stadtansicht meist noch völlig allein
genießen. Später rollen die Reisebusse an, denn
zu genannter Zeit öffnet die Aussichtsplattform.
Von hier oben genießen wir den Ausblick über die
ganze Stadt und die umliegenden Berge. Für den
Nachmittag haben wir die Mainstreamtour „Golden
Circle“ gebucht. In einem Bus geht es
zunächst zum alten Thingplatz der Wikinger,
später zum mächtigen Wasserfall Gullfoss
und schließlich ins Geothermalgebiet mit dem
Großen Geysir, jener Springquelle, die
Namensgeber für alle Naturerscheinungen dieser
Art wurde. Nur hat der Geysir seine Aktivitäten
bereits vor längerer Zeit eingestellt. Man
bezeichnet Island gern als ‚Land der Geysire‘,
aber eine richtig hohe Springquelle kann man nur
an einer einzigen Stelle erleben. Direkt neben
dem großen Geysir liegt der Strokkur (das
Butterfass). Im Abstand von wenigen Minuten
schießt aus diesem Geysir das heiße Wasser
manchmal bis zu 20 Meter empor. Wir sind nun
schon zum dritten Mal hier. Endlich auch einmal
bei richtig schönem Wetter. Deshalb gibt es an
dieser Stelle nun auch Bilder vom Strokkur mit
blauem Himmel als Hintergrund (2003 hatte ich
bei einer kurzen Pause vor unserer Fahrt ins
Hochland bereits zwei Fotos vor einem solchen
Hintergrund aufnehmen können, dieses Mal nun
aber eine ganze Serie). Nach unserer Rückkehr in
Reykjavik leisteten wir uns noch ein gutes
Abendessen und sprachen lange über das
bevorstehende Abenteuer, was uns wohl am
nächsten Tag mit dem Flug nach Grönland erwarten
würde.