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Klettersteige am Spitzberg in der Oberlausitz
Update 2013: Bericht und Videoclip im Blog

Spitzbergblick

Anreise:
mit dem Auto ab Bautzen (A4) – entweder über B96 Oppach – Ebersbach –Oderwitz (Oberoderwitz) oder die B6 und B178 über Löbau (Ortsumgehung/Schnellstraße) – Strahwalde –Oberoderwitz
In Oderwitz, Ortsteil Oberoderwitz in der Nähe des Bahnhofs in die Spitzbergstraße abbiegen (Beschilderung Sommerrodelbahn folgen). An der Sommerrodelbahn vorbei (Parkplatz nur für Besucher der Rodelbahn) einige hundert Meter weiter bis zu einem Parkplatz direkt neben der Straße (2011 gebührenfrei).

Beschilderung Spitzberg folgen, Weg ist markiert. Bis zur Baude auf dem Gipfel des Spitzbergs (510 m) etwa 15 bis 20 Minuten Fußweg.

Bilder vom SpitzbergDer Weg zum Spitzberggipfel ist vom beschriebenen Parkplatz aus leicht zu finden und ohne Anstrengung zu meistern. Wir erreichen über einen Waldweg zunächst die Spitzbergbaude und sehen gleich dahinter die Gipfelklippen des 510 m hohem Berges. Hier hat der Betreiber des Oderwitzer Sportartikelgeschäfts Volker Heinrich einen Klettergarten für Kinder angelegt. Leichte Wege, die sich gut absichern lassen, eignen sich gut für erste Kletterversuche. Wir kennen das Gebiet nicht und wollen deshalb zunächst auf den Gipfel steigen, um uns zu orientieren. Links erblicken wir den Ausstieg aus dem ersten Klettersteig und treffen uns mit dem Erbauer, dem bereits genannten Volker Heinrich. Er kaufte das „vermüllte“ und zugewachsene Gelände am Gipfelbereich vor einigen Jahren einem Bauern ab. Vermessungsmarken zeigen den Verlauf seiner Grundstücksgrenze.

Volker Heinrich erklärt uns das Gebiet, zeigt die Einstiege der beiden Klettersteige und führt uns auf den etwas abseits gelegenen und ungesicherten Hauptgipfel des Ostpfeilers. Er erläutert uns seine Philosophie der Erschließung. Die ist nicht unbedingt konform mit der Ansicht vieler Umweltschützer, was zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung im Jahr 2004 führte. Seine Ziele hat Heinrich weitgehend umgesetzt, auch wenn einige Kletterer die Sportrouten für „übersichert“ (viele Bohrhaken) und für zu offensichtlich markiert halten. Es ist eben ein ausgewiesenes Sportklettergebiet, nichts für die konservative Riege der sächsischen Sandsteinkletterer. Wegen der Meinungsverschiedenheiten fand auf Heinrichs Intervention der Spitzberg bisher auch keine Aufnahme in aktuelle sächsische Kletterführer.

Die bisher etwa 60 angelegten Kletterwege sollen bis Schwierigkeit X (sächsisch) gehen, was ebenfalls von einigen Kletterern angezweifelt wird. Aber das ist nicht unser Thema. Wir sind keine Kletterer im eigentlichen Sinne sondern „Stiegenfreunde“ und auf der Suche nach nicht zu anspruchsvollen Klettersteigen. Dass der Erbauer für das Anlegen seiner Wege und Klettersteige zu schwerer Technik und sogar zu Sprengstoff griff, sei an dieser Stelle nicht diskutiert. Nach Gerichtsbeschluss ist der angelegte Klettergarten jedenfalls legal. Nur ein Problem gibt es für das Projekt „längster Klettersteig Deutschlands nördlich der Alpen“: Die Gemeinde Oderwitz untersagte per Gemeinderatsbeschluss den weiteren Ausbau über die Grenzen des privaten Grundbesitzes hinaus. So enden beide Klettersteige, die eigentlich zu einem verbunden werden sollten, an Heinrichs Grundstücksgrenze. Nach seiner Aussage wäre der Weiterbau bereits vereinbart gewesen. Deshalb gibt es Stahlstifte zum auf Gemeindeland liegenden Aussichtsgipfel, die nun wieder entfernt werden sollen. Der Entwurf des Klettersteigs sah vor, dass vom jetzigen Ausstieg des Riesenboulders der Weg über sogenannte Balancen – eine solche wurde kürzlich am Ausgang des Nonnensteigs in Jonsdorf angelegt – zu den naheliegenden Gipfeln weitergeführt werden sollte. Volker Heinrich will im kommenden Jahr einen bekannten ehemaligen bundesdeutschen Politiker und Bergfreund zur Vermittlung einschalten. Warten wir es ab...
 Klettersteig Riesenboulder
Schauen wir uns die beiden jetzt existierenden Klettersteige einmal näher an.
Von der Spitzbergbaude führt ein mit Geländer gesicherter Weg um den Südpfeiler herum nach unten und damit zum Einstieg des längeren und schwierigeren der beiden Steige.

Name des Klettersteigs: Riesenboulder
Schwierigkeit: C/D (nach Aussage Volker Heinrichs)
Länge: ca. 100 m, Höhenunterschied ca. 40 – 50 m (geschätzt), keine verlässliche Quelle bekannt.

Bilder vom Klettersteig RiesenboulderWie bei vielen Klettersteigen beginnt es mit hoher Schwierigkeit. Hier soll sich gleich die „Spreu von Weizen“ trennen. Wer am Einstieg schon Schwierigkeiten hat, sollte nicht weitersteigen. Es ist kein Problem, nach einigen Metern die Begehung abzubrechen, denn der Klettersteig beginnt als Querung nur wenig über dem Grund. So kommt bestimmt kein Gefühl der Höhenangst auf. Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, dass der Erbauer gänzlich auf künstliche Tritte (Klammern, Stahlstifte) verzichtet hat. Ein Stahlseil dient nur der eigenen Sicherung mittels Klettersteigset. Die Tritte muss sich jeder am Fels selbst suchen. Nach der ersten Querung mit kleinen Tritten gelangt man zu einem Absatz, findet hier einen guten Standplatz und kann die nächste Querung in Angriff nehmen. Nun geht es bergan bis zu einem breiten Absatz. An dieser Stelle befindet sich der letzte „Kneiferausstieg“. Denn ab hier wird es richtig steil. Fast senkrecht geht es in die Wand. Viele Tritte sind für den Einstieg in die Steilpassage nicht zu finden. Wer sich hier nur versucht, am Seil hochzuziehen, wird bald ein Kraftproblem bekommen. Zum Glück gibt es aber auch im Steilstück immer wieder Plätze mit breiteren Tritten, die man als Standplatz und damit für kurze Pausen nutzen kann. Am Ausstieg wird es dann wieder etwas flacher. Als Belohnung erhält man nach der Bewältigung des Steigs vom Vorgipfel eine grandiose Aussicht. Weiter geht es erst einmal nicht. Der Weg zum Hauptgipfel ist zwar markiert (Stahlstifte für die Seilführung?) aber nicht ausgebaut – siehe Ausführungen oben.

Der Zugang zum zweiten Klettersteig ist etwas schwieriger zu finden. Zu ihm führt der Jägersteig, der allerdings weder markiert noch durch ein Hinweisschild gekennzeichnet ist. Wenn man von der Spitzsteinbaude auf die Gipfelklippen (Kinderklettergarten) zugeht, führt nach links ein mit Geländer gesicherter Weg zu den Aussichtspunkten am Hauptgipfel. Unmittelbar vor Beginn des Geländers zweigt hinter einem großen Baum der Pfad steil nach unten ab. Über diesen Steig gelangen wir nach weniger als fünf Minuten zum Anfang des anderen Klettersteigs.

Name des Klettersteigs: Apollofalter
Schwierigkeit: B (nach Aussage Volker Heinrichs)
Länge: ca. 50 -60 m, Höhenunterschied ca. 30 m (geschätzt), keine verlässliche Quelle bekannt.

Am Einstieg geht es zunächst steil nach oben. Wir überwinden schnell etwa 15 Höhenmeter. Danach kommt eine Querung im Hang, weniger steil zur anderen Seite des Felsens und der Übergang zum nun wieder steil verlaufenden Weg zum Ausstieg. Da wir die Klettersteige selbst noch nicht begangen haben, kann ich leider keine genauere Beschreibung zum Apollofalter geben. Die Querung ist weder von unten noch vom Gipfel genau einzusehen.

Weshalb haben wir auf die Wege verzichtet? Ich hatte zwar das Klettersteigset im Rucksack, aber zwei Umstände hielten mich davon ab, gleich loszulegen. Der wichtigste Grund: Vor allem am Apollofalter war es nass. Zwar waren wir an einem herrlichen Sonnentag hier, aber eben Ende Oktober. Der starke Moosbewuchs am Felsen lässt nichts Gutes ahnen. Hier ist es wahrscheinlich fast immer feucht. Ich hatte die ersten 3 – 4 Meter am Einstieg ausprobiert und mit meinen normalen Wanderschuhen kaum Halt gefunden. Der Porphyr, aus dem die Felsen bestehen, mag bei Trockenheit durchaus griffig sein, bei Feuchtigkeit jedenfalls nicht. Der zweite Grund für den Nichtaufstieg: meine Schuhe. Ich werde bei einem Aufstiegsversuch auf jeden Fall auch - wie die beiden Bergfreunde, die wir am Riesenboulder beobachten konnten - Kletterschuhe anziehen.

Fazit:
Für uns lohnt sich ein Besuch des Spitzberges wegen der relativen Nähe auf jeden Fall. Für Anreisende aus größerer Entfernung lässt sich die Begehung der Klettersteige mit einem Besuch im Zittauer Gebirge verbinden (Nonnensteig, Alpiner Grat). So hat man gleich vier Klettersteige in unmittelbarer Umgebung.
Beide Klettersteige sind durchaus anspruchsvoll, zumindest für typische Mittelgebirgswanderer, zu denen wir gehören. Wer in den Alpen Sportklettersteige geht, wird sich vielleicht nur ein müdes Lächeln abringen, hier sind die Berge aber nun mal kaum 500 Meter hoch. Empfehlen kann ich das Begehen aber nur bei Trockenheit und mit Kletterschuhen. Es sei nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen: Es gibt bei beiden Klettersteigen keine künstlichen Tritte und Hilfen für die Füße!
 
                            Klettersteige Spitzberg Oberoderwitz auf einer größeren Karte anzeigen