Am 20.08.2009 starteten wir mit dem Kleinbus Richtung
Lofoten. Erstes Ziel sollte die kleine Siedlung Unstad
auf der Insel Vestvågøya sein. Da unsere Bootsfahrt zu
den Walen dem Seegang zum Opfer gefallen war, wollten
wir es heute mit einem größeren Kahn versuchen. Die
Hurtigrutenschiffe sollten auch bei unruhiger See eine
Fahrt ermöglichen. Allerdings fühlen wir uns für eine
längere Hurtigrutenfahrt noch einige Jahr(zehnt)e zu
jung, mal abgesehen vom stolzen Preis einer solchen
Reise. Also wollten wir das Schiff nur von Stokmarknes
bis Svolvær, der
Hauptstadt der Lofoten, nutzen. Die Fahrzeit zwischen
beiden Orten beträgt etwa 3,5 Stunden. Höhepunkt dieser
Etappe soll die Einfahrt in den Trollfjord werden, wo
die Lofotenwand über 1.100 Meter steil aus dem Meer
aufragt. Pünktlich legt die Finnmark in Stokmarknes an.
Hier wurde die Hurtigrutenlinie als Post- und
Frachtschifffahrtslinie gegründet. Ein Museum direkt an
der Anlegestelle informiert darüber. Wir steigen ein,
der Kleinbus wird mit verladen. Auf den
Hurtigrutenschiffen werden PKW in begrenztem Umfang
mitgenommen. Das Schiff ist längst nicht ausgebucht. Es
ist ja auch schon Nachsaison. Das Durchschnittsalter der
Fahrgäste dürfte deutlich über 70 Jahre gelegen haben.
Wir wollen aber nicht die Fahrgäste mustern sondern die
Aussicht genießen. Wollen wir, können es aber nicht. Es
fängt an zu regnen. Bei der Einfahrt in den Trollfjord
ist von der ‚Lofotenwand‘ praktisch fast nichts zu
sehen. Verzweifelt versuchen einige Gäste durch die
verregnete Fensterscheibe Fotos zu machen. Was soll da
drauf zu sehen sein? Ich schieße auch eines und lösche
es gleich wieder. Der Digitaltechnik sei Dank. Also raus
in den Regen. Zum Glück nieselt es nur noch vor sich
hin. Zwei Fotos stelle ich hier mal ins Netz...
Nach dem Abendessen, das wir ausnahmsweise nicht selbst
zubereiten, fahren wir nach Unstad weiter und richten
uns in einer großen Hütte auf dem Zeltplatz ein.
Die wenigen Häuser der kleinen Siedlung
Unstad liegen
völlig verlassen in einem riesigen Trogtal. Hier endet
die Straße als Sackgasse. Viel zu sehen gibt es hier
nicht. Oder doch? Unstad ist das Surferparadies
Nordnorwegens. Wegen der ständig hohen Wellen kann man
hier am breiten Sandstrand den Surfern zuschauen. Wir
wollen aber natürlich nicht die Surfer beobachten
sondern auf den vielleicht bekanntesten Aussichtsberg
der Insel Austvågøya, auf die Matmora (788 m). Früh 8.00
Uhr geht es schon los. Der Weg ist lang, das Wetter noch
nicht so richtig zu beurteilen. Wir fahren zunächst
wieder auf der E10, die die ganze Inselkette durchzieht,
von der Insel Vestvågøya über eine Brücke nach
Austvågøya. Hinter Svolvær, beim kleinen Örtchen
Vestpollen zweigt die Straße 888 ab. Auf ihr fahren wir
bis kurz vor das kleine Örtchen Delp. Das heißt, wir
halten vorher schon mal an der Straße. Schon lange hatte
ich mich gefragt, wieso Mirko ein Fahrrad am Bus
transportiert. Die Jungs von Elchtours sind clever. Da
wir eine Streckenwanderung vor uns haben, fährt Mirko
zum Schluss mit dem Rad wieder nach Delp und holt uns
mit dem Auto ab. Das spart jede Menge Zeit und Kraft
(laut Wanderführer sonst zusätzlich zwei Stunden
‚Straßenmarsch‘ vom Endpunkt der Wanderung nach Delp
zurück). Wir brechen also von Delp auf. Ein Holzwegweiser
zeigt uns die Richtung des Aufstiegs. Es ist die einzige
Markierung bis zum Gipfel. Die Sicht ist gut, aber
dunkle Wolken ziehen sich zusammen und der Wind frischt
auf. Und es geht gleich richtig zur Sache. Wir müssen in
einem Zug etwa 400 Höhenmeter steil aufsteigen, in engen
Serpentinen bis zur Hochfläche der Gjersvollheia. Nach
reichlich einer Stunde stehen wir oben und schauen zum
Gipfel, der sich, noch in der Ferne liegend, deutlich
abzeichnet. Der Wind wird immer stärker und es beginnt,
leicht zu regnen. Wir schauen skeptisch auf den schmalen
Grat, der sich zum Gipfel zieht. Das hat heute keinen
Zweck. Hier würde es uns regelrecht vom Grat blasen. Im Eilabstieg zurück. Es regnet jetzt richtig. Fortsetzung
folgt... (die Bilder im übernächsten Abschnitt).
Am Abend scheint in Unstad wieder die Sonne. Also brechen
wir noch zu einer zweistündigen Küstenwanderung von
Unstad nach Eggum auf. Hier können wir gegen 22.00 Uhr
den Sonnenuntergang beobachten. Der Weg ist wie immer
auf den Lofoten steinig, kleine Passagen sind sogar mit
Ketten gesichert und ein Balanceakt über Geröll darf
auch nicht fehlen. Es ist aber eine wirklich lohnende
Tour. Nur muss man den gleichen Weg wieder zurück oder
man wird mit dem Auto abgeholt, wie wir, dank Mirko.
So ein herrlicher Abend. Da muss es doch am nächsten Tag
mit der Matmora klappen. Weckzeit wieder 7.00 Uhr. Der
Blick nach draußen. Es regnet. Gleich wieder hingelegt
und noch eine Stunde geschlafen. Also machen wir heute
einen Museumstag. Es geht ins
Vikingermuseum nach
Borg,
einem kleinen Ort, der
mit dem Auto von Unstad aus in
wenigen Minuten zu erreichen ist. Hier wurde ein
Langhaus der Vikinger restauriert und mit Nachbildungen
der Ausgrabungsfunde ausgestattet. Da es sich um
Nachbildungen der Fundstücke handelt, darf man diese
auch anfassen, wie auf einigen Bildern zu sehen ist. Am
Nachmittag besuchten wir das kleine Städtchen
Henningsvær, einer der Orte, die auf jeder Busreise zu
den Lofoten angefahren wird. Eigentlich ‚Kommerz pur‘.
Der Ort ist trotzdem sehenswert. Am Abend schien wieder
die Sonne. Deshalb unternehmen wir noch eine kleine
Küstenwanderung. Dieses Mal nicht nach Eggum sondern in
die entgegengesetzte Richtung vom kleinen Örtchen
Mærvoll aus.
Neuer Tag, neuer Versuch. Die Sonne scheint. Also los
zur Matmora. Je weiter wir uns von Unstad entfernen,
umso schlechter wird das Wetter. Es betätigt sich mal
wieder: Auf den Lofoten hat jede Insel ihr eigenes
Wetter. Hinter Svolvær fängt es an zu regnen. Mirko
fährt trotzdem weiter. Wir erreichen Delp und es ist
zumindest trocken. Und es wird auch nicht mehr regnen.
Also los. Die ersten 400 Höhenmeter kennen wir schon.
Ohne Rast geht es gleich weiter zum Grat und dem Gipfel
entgegen. Leider verschwindet dieser so langsam in den
Wolken. Der schmale Pfad am Gipfelgrat ist an einer
Stelle ziemlich ausgesetzt. Wir erreichen aber alle
sicher gegen 12.30 Uhr das Ziel und tragen uns ins
Gipfelbuch ein. Nur die vielbeschriebene einzigartige
Gipfelsicht bleibt uns verwehrt. Kurz reißt die
Wolkendecke auf und wir können wenigstens ins Tal
schauen. Der Abstieg ist steil und führt über
Geröllfelder. Ein Weg ist kaum zu erkennen. Schafspuren
zweigen immer wieder ab. Im Zweifelsfall muss man sich
rechts halten und immer absteigen. Wir erreichen
schließlich wieder die Straße 888. Dort hatte Mirko
wieder sein Fahrrad abgestellt. Er war uns vorausgeeilt
und holte uns wieder mit dem Auto ab. Die
Matmora hatten wir also im letzten Versuch bezwungen,
die Aussicht blieb uns leider verwehrt. Morgen geht es
in den Süden der Lofoten. Saßen wir etwa in einem
Schlechtwetterloch fest?
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