Nur spielte das Wetter in den fünf Tagen, die wir Anfang Juni 2011 auf Mallorca unterwegs waren, nicht so richtig mit. Eine Gewitterfront nach der anderen kam vom Festland über die Serra Tramuntana gezogen. Wir gehen aber trotzdem los. Direkt vor dem Tor der Ermita de Betlem und links neben einer großen Kiefer führt ein recht unscheinbarer Pfad bergan. Der teilweise im Dissgras fast verschwindende Weg führt uns nach wenigen Minuten an Hausruinen vorbei und danach in eine Senke hinab. In der Senke führt der Pfad nach einem scharfen Rechtsknick in einer weiten Kurve bergan zu einem Bergsattel. Hier bietet sich ein erster herrlicher Ausblick auf die Bucht von Alcudia und zum Cap Formentor. Für uns bot sich aber vor allem ein Blick auf die immer drohender aufziehende Gewitterfront. Wir gehen den Weg, der sich jetzt zu einem breiten Karrenweg geweitet hat, noch ein Stück weiter leicht bergab. Als unmittelbar vor uns, wahrscheinlich direkt über dem Gipfel unseres Ziels, die ersten Blitze zucken, kehren wir um. Im Eilschritt gehen wir zurück zur Ermita de Betlem und erreichen diese mit den ersten Regentropfen.

Nach etwa zwanzig Minuten ist der ganze Spuk vorbei. Wir beschließen, noch einmal loszugehen und erreichen wieder den Umkehrpunkt, folgen dem breiten Karrenweg bis zu einer Wegkreuzung (von links kommt ein weiterer Wirtschaftweg, den wir nicht beachten). Wir halten uns rechts, folgen unserem breiten Karrenweg und müssen bald einen Zaun übersteigen (Hochwildgebiet). Bis fast zum Gipfel des des Puig d’en Xoroi (489 m) müssen wir nun aufsteigen. Der Karrenweg endet so plötzlich, wie er begann. Ein deutlich erkennbarer Pfad führt aber bergan. Wir übersteigen einen halb verfallenen Weidezaun und gelangen bald unterhalb der breiten Gipfels zu einem weiteren schönen Aussichtspunkt. Nun liegt unser Ziel, der Puig de Ferrutx direkt vor uns, zum Greifen nahe. Allerdings müssen wir zunächst wieder absteigen. Durch hohes Dissgras geht es in den Sattel Coll d’en Pelat hinunter. Fast 70 unserer zuvor gewonnenen Höhenmeter sind in wenigen Minuten wieder verloren. Und 100 Höhenmeter liegen jetzt plötzlich wieder vor uns.

Kein Weg ist im Geröll des Hanges zu erkennen. Steinmännchen weisen uns den Weg. Das letzte Stück zum Gipfel wird der beschwerlichste Teil unserer Wanderung. Kurz vor dem Westgipfel ist noch etas Vorsicht geboten. Der gekennzeichnete Wegverlauf geht teilweise dicht an der Abbruchkante entlang. Hier fällt die Bergwand weit über hundert Meter senkrecht ab. Der Gipfelblick entschädigt uns für die letzten Minuten des „Geröllaufstiegs“. Zum Lohn kann sich der Bezwinger des Puig de Ferrutx noch in ein Gipfelbuch eintragen, was allerding bei unserer Ankunft schon vollgeschrieben war. Ein kleiner Einlegezettel hielt unsere Namen aber auch noch fest. Übrigens trafen wir auf unserer gesamten Tour nur noch zwei andere Wanderer – vor dem Gewitter. Sie kehrten erst nach uns um, kamen völlig durchnässt in der Ermita de Betlem an, stiegen in ihr Mietauto und fuhren unverrichteter Dinge wieder davon. Wir mussten uns nun natürlich vom Gipfel auf den Rückweg machen. Da man den gleichen Weg, wie den Hinweg benutzen muss, liefen wir das letzte Teilstück vor der Ermita de Betlem zum dritten Mal – und hatten nun natürlich keine Orientierungsprobleme mehr. Für die gesamte Wanderung von der Küste sollte man zwischen 5 und 5,5 Stunden einplanen. Wer mit dem Auto zur Ermita de Betlem fährt, verkürzt die Wanderzeit um 2 Stunden, muss allerdings mit dem Auto durch Arta fahren und die MA-3333 finden – siehe dazu unsere Wanderung durch den Naturpark Llevant.


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