01.10.2008  Zur Zeit der herbstlichen Touristen und des gestern begonnenen Dashain-Festes sind Ferien an den Schulen Nepals. Derzeit gibt es in Nepal ca. 3,5 Studenten je 1000 Einwohner. Größte staatliche Bildungseinrichtung von Nepal ist die Tribhuvan Universität. Die Analphabetenrate beträgt ca. 50%. Im Zusammenhang mit der Armutsbekämpfung wird die Schulausbildung mit Priorität behandelt, oft helfen Sponsoren oder ehrenamtliche Vereine aus dem In- und Ausland dabei. Das Schulsystem besteht aus der 5-jährigen Grundstufe, der 5-jährigen unteren Sekundärstufe und der 2-jährigen oberen Sekundärstufe. Erste Fremdsprache ist Englisch. Für alle oder einige Kinder vieler Familien ist die Einschulung und der regelmäßige Besuch der Schule tabu, weil sie zu arm sind. Ebenso fehlt aufgrund des Analphabetismus manchen Eltern die Einsicht über die Wichtigkeit eines regelmäßigen Schulbesuches.

Auch gibt es nicht genug gut ausgebildete Lehrer. Dadurch entstehen viele Privatschulen, die sich aber nur besser gestellte Familien leisten können. Ich erfahre weitere Neuigkeiten über Nepal. In der ehemaligen Armee des abgedankten Königs waren 80.000 Soldaten, der größte Teil wurde entlassen. Einige davon, meist Gurkha und Gurung sind für zwei Jahre in die britische und US-Armee aufgenommen worden, um die „Drecksarbeiten“, gefährliche Aufgaben in Krisengebieten wie Irak, Afghanistan oder Pakistan zu erledigen. Sie verdienen dort so viel Geld, dass damit leider alle moralischen Bedenken ausgelöscht werden. Phadindra erzählt mir von einer Gruppe von 11 blutjungen 18-jährigen nepalesischen Soldaten, die von irakischen Rebellen gefangen genommen wurden. Ihnen wurden die Hände und Füße gefesselt, die Augen verbunden, dann wurden sie durch Genickschüsse getötet, ihr 26-jähriger Unteroffizier wurde enthauptet und sein Kopf auf seinen Torso gelegt. Weiter erfahre ich, dass vor einiger Zeit das nepalesische Büro für Arbeitsvermittlung ins Ausland 2.000 Nepalesen anwarb, ihnen Arbeit in Malaysia in Aussicht stellte. Daraufhin borgten sie sich in ihren Familien das Geld für den für nepalesische Bürger sehr teuren Hinflug. In Malaysia angekommen, merkten sie, dass es keine Beschäftigung für sie gab, drei Monate saßen sie ohne Geld, ohne Essen, ohne alles auf dem Trockenen, warteten vergeblich auf eine Arbeitsvermittlung. Ihre Familien mussten wiederum einspringen, den Rückflug zu finanzieren. Ein großer Teil wartet bis heute auf eine Gelegenheit, wieder in ihre Heimat Nepal zurückkehren zu können, da das Geld nicht aufgebracht werden kann. Kurz vor Darbang nutze ich die Gelegenheit an diesem heißen schweißtreibenden Wandertag, in einer Kurve im Kehrwasser des Myagdi Khola baden zu gehen, die kühlen Fluten umspülen meine müden Glieder, nur wenige trauen sich mit hinein.

Darbang (1180 m) ist ein Basar, ein großer Marktplatz, in dem die Fahrpiste endgültig endet. Wenn alles gut läuft, soll 2011 eine Straßenbrücke über den Myagdi gebaut und die Straße weiter vorangetrieben werden. Hier werden unsere Permits kontrolliert, bei zweien gibt es Ärger, die Gültigkeit des Visa ist im Permit falsch eingetragen. Mit dem Zeigen des Visa im Pass kann dokumentiert werden, daß alles ok. ist, irgendwie geht in Nepal alles zu regeln. Als wir unseren Lunchplatz, eine Wiese, die von einem mächtigen heiligen alten Pipalbaum beschattet wird, erreichen, erstmalig von hier Ausblick auf die weißen Ausläufer des Dhaulagiri haben, stehen einige sichtlich gerührt mit Freudentränen. Wir überqueren auf einer weiteren Suspension Bridge, einer Hängebrücke den Fluß, nehmen den Fußweg, der auf der linken Uferseite des Myagdi allmählich bergaufwärts führt. Bei Phedi (1100 m) treffen wir eine Tibeterin, die ihre Kinder besuchen geht, die in Beni gerade Ferien haben. Sie schenkt uns Äpfel und versucht, uns einige Ketten zu verkaufen. Über die Hängebrücke des Dang Khola und weiter hinauf zu unserem heutigen Zielort Dharapani = kaltes Wasser windet sich der Weg durch einen lichten Kiefernwald in Zickzackstufen nach oben, wir treffen drei Frauen und einen Mann aus Frankreich, die ebenso den Dhaulagiri umrunden wollen, komplett in 15 Tagen, da müssen sie sich ganz schön sputen.

 Dharapani (1535 m) ist eine typische Magarstadt, aber auch Chhetri, Bahun oder Brahman und Gurung wohnen hier. 2.500 Einwohner leben in ca. 200 Häusern, es gibt zwei Schulen, neben der Shree Kisani Secondary School zelten wir. Wir laufen ein Stück zu einer kleinen Kneipe, 145 Rupees zahlen wir fürs Bier. Ein heißer schweißtreibender Tag geht seinem Ende zu. Abends treffen sich die SängerInnen und TänzerInnen des Ortes, um uns eine kleine Folkloreshow darzubieten. Auch wir werden freundlich aufgefordert, das Tanzbein zu schwingen. Die gewitzten Sängerinnen liefern unseren Guides ein lustiges Liebes-Frage- und Antwort-Songspiel, bei dem meist die Magarfrauen die besseren, mit viel Gelächter und Beifall belohnten Einfälle haben. Halb 12 Uhr fallen wir in unsere Zelte, nachdem wir dem Bürgermeister noch eine kleine Geldspende überreicht haben. Wir erfahren, dass auch von diesem Dorf etliche junge Männer in die britische und US Army eingetreten sind.

 + 825/ - 225 m in 8:30 Std. (2 Std. Pause)
 

 


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