05.10.2008 ...An Vögeln gibt es z. B. Bergfasane, ab und zu sind einzelne Adler weiter oben zu sehen, sie bevorzugen mehr die trockenen Gebiete. Auf riesigen groben Felsblöcken führt der Weg direkt am linken Flussufer des Myagdi Khola entlang, in dessen Bett sich Stromschnellen und bis zehn Meter tiefe Wasserfälle abwechseln. Das Rauschen ist ohrenbetäubend, reinfallen möchte ich hier nicht. Die erste Holzbrücke kommt kurz nach Dobang, über die zweite der stabil gebauten Brücken mit Geländer, die jedes Jahr neu errichtet werden müssen, da die Frühjahrshochwasser die alten immer wegspülen, gelangen wir nach zwei Stunden auf die rechte Seite des Myagdi, dessen Schmelzwasser direkt aus dem Dhaulagirigletscher kommen.

Hier gilt es, den richtigen Weg zu finden, da es zwei Abzweigungen gibt. Unterwegs eine 30-minütige Sonnenpause zwischen den großen Felsblöcken am Ufer des Pakite Khola, den wir danach, über zwei dünne Baumstämme balancierend, überqueren. Das Tal weist direkt hinauf zu Jirbang rechts und Manapati links. Kurz darauf, in Chartare oder Salaghari (2820 m) machen wir Mittag. 4 ½ Std. brauchen wir bis hierher. Ich setze mich beim beginnenden Regen zu unseren nepalesischen Trägern, die sich in einer Bambushütte auf offenem Feuer ihren Reis kochen. Ich sehe ihnen zu, meine Augen tränen durch den Qualm. Der Reis kocht in einem riesigen Topf, Linsen werden im Schnellkochtopf gegart, mit einer Handvoll scharfer getrockneter Gewürze vermischt, die vorher mit grob gehacktem Knoblauch in heißem Öl angebraten wurden. Jeder Träger bekommt einen kiloschweren vollen Reisteller, darüber die scharfe dünne Linsensuppe, mit der rechten Hand wird gemischt und gegessen. Einige unserer Gruppe laufen mit Schirmen, die „Regenschirmbrigade“ ist geboren. Im nächsten schmalen Tal des Choriban Khola, den wir überqueren, führt uns dann der geröllige Weg auf der linken Hangseite in Serpentinen 30 m steil nach oben, bis wir es links über eine Landzunge verlassen. Auf dieser befindet sich auch das American Base Camp. Es geht wieder hinab ins Flusstal, wir übersteigen einen neuen Erdrutsch auf einem schmalen abschüssigen Pfad, Hems hackt mit dem Eispickel noch einige Stufen für uns.

Weiter oben werden die Bäume kleiner, wir verlassen den Urwald in ca. 2900 m Höhe, es überwiegen jetzt Kiefern, kleine Tannen, Pinien, Koniferen, Wacholder, kleinere Büsche und bräunliches glänzendes Gestrüpp mit roten Beeren. Wir durchstoßen eine Wolkenschicht, lassen sie unter uns, bewegen uns über den Wolken in 3400 m Höhe. Die Temperatur ist angenehm beim Wandern, wir schwitzen nicht mehr, bei Pausen muss man sich jetzt warm anziehen. In einem weiteren Flusstal laufen wir auf der linken Seite hoch, sehen unsere Zelte oben leuchten, erreichen das Plateau des Italian Base Camp (3660 m). Am rauchenden Feuer ihrer Steinhütte sitzt die ältere Frau der Familie des Hauses, bewirtet nepalesische Gäste und bietet ein kleines Sortiment an Waren an, auf kleinen Terassenfeldern haben sie Kohl und andere Gemüsesorten angepflanzt. Der Ort ist auf einer Steinplatte mit „Lisa Hotal Itali Cametali Dhaulagiri Myagdi, Nepal Well, Come“ beschrieben. Oben sieht man hohe Schneegipfel und einen abgebrochenen Gletscher, zu ihnen ziehen sich felsige mit niedrigem braunen Gestrüpp bestandene Berghänge hoch.

Ich komme ins Gespräch mit einem weiteren Franzosen, dessen vierköpfige Gruppe ebenfalls den Tukuche Peak besteigen will, allerdings mit zwei nepalesischen Kletterführern. Phadindra erzählt, dass diesen Herbst 16 Touristengruppen für den Dhaulagiri-Trek angemeldet sind. Die meisten Lodges an der Annapurna und der Everest Runde wären zur Zeit ausgebucht und vorreserviert. So einen Touristenansturm gab es seit Jahren in Nepal nicht mehr. Ganesh erzählt mir auch von der seit letztem Jahr in Nepal grassierenden Inflation. Die Porter verlangen inzwischen 10 US $ Lohn pro Tag hier oben, vor zwei Jahren war es noch die Hälfte. Dass es Kerosin nur noch literweise oder eben auf dem Schwarzmarkt gibt, für unsere Tour werden insgesamt 600 Liter benötigt, die jetzt ca. 1.000 US $ kosten, das Doppelte wie vor einem Jahr. Ein Bus für Touristen kostet für eine Strecke von Kathmandu nach Beni statt 300-350 US $ jetzt 500 US $, retour 1.000 US $. Auch sind Lebensmittel seit kurzem um ca. 100 % im Preis gestiegen, ein Päckchen Spaghetti kostet z. B. jetzt statt 50 Rupees 1 €, ca. 105 Rupees. Das alles wird sich demnächst in den Preisen für die Touristen niederschlagen. Wir haben Glück, hatten vor einem Jahr noch zu den alten Preisen unseren Vertrag mit Niru abgeschlossen, viel wird er von unserem Geld nicht übrig behalten. Ganesh spricht auch davon, dass die jungen Menschen aus den Dörfern in die Städte abwandern, sodass es bald nur noch alte Menschen in den ländlichen Gegenden geben wird. Viele Nepalesen gehen ins Ausland, meist in die arabischen Staaten, um sich als Hilfsarbeiter für einen Hungerlohn an die reichen Scheichs zu verdingen. Von meinem letzten Koch Dorje erfahre ich, dass er erneut geheiratet hat, das ist in Nepal erlaubt. Seine zweite Frau ist jünger und mit ihr will er sich endlich seinen sehnlichen Kinderwunsch erfüllen, allerdings ist seine erste Frau ihr nicht sonderlich gewogen, gelinde gesagt. Phadindra wiederum hat vier Töchter und keinen Sohn, der aber traditionsmäßig für die Familie in Nepal sehr bedeutsam ist.

 + 1285/ - 235 m in 8:45 Std. (2 Std. Pause)
 

 


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