10.10.2008 ...Die Trekkerzelte sind abgebaut, das Expeditionsgepäck ist durchgesehen und sortiert, wir nehmen unser Abschiedslunch ein. Da es wolkenlos und warm ist, ist es im Speisezelt heiß wie in der Sauna. Wir drücken zuletzt unsere acht Teilnehmer der Tukuche Expedition, es war eine schöne Zeit zusammen, uns fällt der Abschied schwer. Die Bergsteiger werden jetzt ihr Basislager einrichten, achtzehn weitere Tage bis zum 28. 10. hier oben in Kälte und Eis ausharren, um den Weg durch die Schneemassen auf den höchsten Punkt des gewaltigen Tukuche Peak (6920 m) zu ebnen, alles im Alleingang ohne Hochträger. Wir wünschen ihnen von Herzen einen guten Gipfelerfolg. Die bezahlte nepalesische Verbindungsoffizierin lässt sich natürlich nicht sehen hier oben, zu unbequem, zu kalt, zu weit, zu viel Schnee, eben zu viel Unannehmlichkeiten.

So können unsere Sachsen besteigen und beklettern, was und wen sie wollen und so oft sie wollen, keiner schreibt ihnen die Wege vor. Der angeschlagene Erik zieht es vor, auf seinen geplanten Gipfelversuch zu verzichten, mit uns nach unten zu gehen, traut sich nicht mehr an den steilen Tukuchegipfel heran, der majestätisch über dem Base Camp aufragt. Links thront am Ende des Hidden Valley die steile Pyramide des Sita Chuchura (6611 m), im Norden der flache Hongde (6556 m). Ralf schließt noch das Solarpaneel für die Stromversorgung im Basislager richtig an das Verteilerkästchen an, alles sieht sehr russisch aus mit den langen dicken wulstigen Leitungen. Endlich stapfen die Trekker den Rodelhang über unserem Tukuche Lager hoch, winken den Zurückbleibenden. Ganesh meint, das der richtige Dhampus Peak östlich des Hongde läge, der Thapa Peak für sich allein stände, damit wäre der Eintrag in meiner Karte falsch, wo beide Namen zusammen für einen oder zwei eng zusammenstehende Berggipfel stehen. Da dies aber in allen Karten, auch den gemalten in den Orten im Kali Gandaki-Tal, nicht so dargestellt ist, bezweifle ich Ganeshs Aussage, bleibe bei der auch in meiner Karte eingezeichneten Version des Doppelgipfels. Den Thapa/ Dhampus Pass (5258 m), den wir jetzt erreichen, ziert eine kleine unscheinbare Steinpyramide mit wenigen Gebetsfahnen.

Wir verlassen das Hidden Valley, es zieht sich nordwärts ins Dolpo-Gebiet, teilt sich nach links und rechts, die Sicht darauf ist glasklar. Wir sind noch sehr erschöpft vom gestrigen Höhenmarsch, zwei Mitglieder unsere Gruppe haben leichte Anzeichen der Höhenkrankheit, fühlen sich sehr schwach, willenlos und wie betrunken und kommen nur sehr langsam vorwärts. Aber wir kümmern uns um sie, sprechen ihnen immer wieder Mut zu, helfen ihnen über schwierige Passagen auf der Strecke, zum Glück geht es nur 200 Höhenmeter hinauf. Ab dem Pass geht es nur noch bergab. Nur noch nach unten, über Yak Kharka nach Marpha: dies sind die beiden Zauberworte, die für alle das nahe Paradies und die Gesundheit bedeuten. 45 Minuten nach dem Tukuche Camp erreichen wir auf abwärts führenden Schneefeldern den Fuß des Thapa/ Dhampus Peak, dessen Gipfel sich in die Wolken zurückgezogen haben. Gelassen betrachten wir die sanften Schneeaufschwünge, brauchen ihn ja nun nicht mehr bezwingen. Auch unser ständiger Gegenüber, der Tukuche Peak hüllt sich erstmals in Nebel.

Wir erreichen schließlich die ideale Aussichtsplattform Kalopani, auf deutsch schwarzes Wasser, ein weiteres Lager im Schnee auf 4995 m Höhe unterhalb der Ausläufer des Thapa/ Dhampus Peak kurz nach dem Thapa/ Dhampus Peak Base Camp. Zuerst werden die Angeschlagenen in die gemeinsam errichteten Zelte gelegt, sie ruhen sich aus bis morgen früh, wenn es dann endgültig nach unten gehen wird. Am frühen Abend wird es wieder klar, unterhalb des Volllmondes sehen wir die Spitzen des Nilgiri-Massives, von links den Nilgiri North (7061 m), den Nilgiri Center (6940 m), den Nilgiri South (6839 m). Die felsige Spitzen ganz oben, gut hinter dem Nilgiri zu sehen, sind die Annapurna I (8091 m) mit dem Baraha Shikhar (7647 m). Ganz rechts die Annapurna South (7219 m). Gegenüber ragen die gewaltigen Flanken des Tukuche Massives vor uns auf, von hier sieht man erst einmal, wie steil seine Flanken wirklich sind, dagegen wirkt der von hier ebenfalls gut zu sehende Thapa/ Dhampus Peak wie ein Baby.

 + 245/ - 290 m in 3:30 Std. (0:30 Std. Pause)
 




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