Das nächste Ziel, das unser Schiff in der folgenden Nacht ansteuerte, war der 237 km entfernte Hardangerfjord. Am Morgen erreichten wir den Eidfjord am Ende des Hardangerfjords. Mit dem Bus ging es durch das gewaltige, schöne Maaboetal zu Hardanger Hochebene auf 1000 bis 1200 m zum Sysen-Staudamm. Dieser natürliche See wurde mit einem Staudamm zu einem der größten Reservoire in Norwegen ausgebaut und versorgt ein großes Kraftwerk im Tal. Auf dieser zum Hardanger-Nationalpark gehörenden Hochebene herrscht im Winter ein arktisches Klima.

Ein weiterer berühmter Aussichtspunkt erwartete uns auf der Hochebene noch mit dem Voring-Wasserfall. Mit gewaltiger Kraft stürzen die Wassermassen über fast senkrechte Felswände in eine Tiefe von 182 m. Bei Sonnenschein, der uns allerdings dort versagt blieb, gibt es einmalige Lichteffekte.

Weiter ging die Fahrt in den 300 km nördlicher gelegenen Sognefjord und damit auch zu dem nördlichsten Punkt unserer Reise. Dieser Fjord ist ca. 140 km lang und bis zu 1400 m tief. Den Passagieren bot sich eine fantastische Landschaft und die Fotoapparate klickten pausenlos. Wir bogen in den Aurlandsfjord ein, an dessen Ende der kleine Ort Flam liegt. Die „Lili Marleen“ legte an der Pier an und von dort waren es nur wenige Schritte bis zum Bahnhof der Flambahn, einer der interessantesten Eisenbahnen Norwegens. Mit einer Steigung von bis zu 18% überwindet die 20 km lange Strecke einen Höhenunterschied von 867 m in einer Fahrzeit von rd. 50 Minuten. Weil es keine gewöhnliche Eisenbahn ist, fährt der Zug an den schönsten Stellen langsam oder hält zum Fotografieren an, so am Kjos-Wasserfall, der mit gewaltigem Schwall 93 m herabstürzt.

Die letzte Station in Norwegen war Bergen, die zweitgrößte Stadt Norwegens mit etwa 250 Tausend Einwohnern. Ich hatte einen Landausflug gewählt, der zuerst nach Gamle oder „Alt-Bergen“ führte. Es ist ein Freilichtmuseum, eine Miniaturstadt mit sorgfältig restaurierten Häusern der vergangenen Jahrhunderte. In zwei dieser Gebäude konnte man die Originalmöblierung sehen – die Zeit schien stehen geblieben.

Auf einem von Buchen bewachsenem Hügel steht eine Stabkirche die nach alten Plänen 1990 wieder aufgebaut wurde. Die seit 1150 dort stehende gleiche Kirche war abgebrannt. Auch diese Besichtigung war eindrucksvoll, sie ist ein Zeugnis für echte Handwerkskunst.

Ein kurzer Besuch des Bergener Fischmarktes mit seinen teils exotischen Angeboten schloss sich an und war ein Blick auf das Leben ihrer heutigen Bürger.

Nach dem Mittag lief das Schiff aus dem Hafen von Bergen mit Kurs auf Kopenhagen aus. 450 Seemeilen oder 833 km waren bis zum nächsten Nachmittag zu bewältigen. Bei dem schönen Wetter, das uns begleitete war auch ein Tag an Deck abwechslungsreich und erholsam. Die Fahrt um die Südspitze Norwegens, durch den Skagerrak und das Kattegat erfolgte wieder bei normaler See und am späten Nachmittag machte die „Lili Marleen“ zur letzten Station unserer Reise an der Pier von Kopenhagen fest. Eine Stadtrundfahrt mit dem Bus und eine Bootsfahrt auf einigen der vielen Kanäle entlang des Hafens bei schöner Abendstimmung gaben einen kleinen Eindruck von der historischen Atmosphäre und dem Charme der alten Architektur und der modernen Kultur der dänischen Hauptstadt.

Am nächsten Morgen erreichten wir wohlbehalten Warnemünde. Eine wundervolle Reise war zu ende. 1716 Seemeilen oder 3177 km hatte uns das schöne Kreuzfahrtschiff mit seiner engagierten Besatzung sicher durch Norwegens Gewässer und Fjorde und den Skagerrak wieder zurück gebracht. Ein unvergessliches Erlebnis!


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