Als ich in Ruhla beim Frühstück saß, sagte die nette Dame im Radio, dass heute mit schweren Gewittern und teils ergiebigem Regen zu rechnen sei. Nur in Ostthüringen könne sich mal die Sonne zeigen. Zu dumm, dass ich gerade im Westen unterwegs war. Also den Rucksack aufgeschnallt - Regenhaube schon mal übergezogen, spart dann den Stress - und losgegangen.

Zunächst ins Tal nach Ruhla, meine Herberge lag schön am Hang, aber am Gegenhang zum Rennsteig. Aus dem Tal wieder hinauf zum Rennsteig. Zum Glück hatte ich mir den Weg gut eingeprägt und kam nach 45 Minuten wieder in Ascherbrück kurz vor dem Hubertushaus an. Sah aus, als hätte es wieder geöffnet. War ja längere Zeit wegen Insolvenz geschlossen. Das wäre ein schönes Quartier gewesen.

Es hatte übrigens leicht angefangen zu regnen, aber nur ganz leicht. War kaum zu spüren. Am Ruhlaer Häuschen vorbei ging es nun langsam auf den Großen Inselsberg zu. Der Regen hörte auf. Hinter der Schillerbuche gibt es einen Abzweig zum Gerberstein mit Aussicht. Die gab es aber im Moment nicht. Immer noch dunkle Wolken am Himmel. Na da sparen wir uns den Umweg. Schließlich ist der Weg noch weit. Am Großen Weißenberg erreicht der Rennsteig 746 m. Nur geht es danach wieder bergab.

Und dann begann der sagenhafte Aufstieg zum Großen Inselsberg (912 m). Wenn man sich das Höhenprofil des Rennsteigs anschauht, sieht es aus, als müsste man nun bald auf eine 40-Grad-Steigung treffen. Es ging tatsächlich bergan. Nicht in Serpentinen. Einfach bergan. Am Oberen Beerberg hat man 830 m erreicht. Die Aussicht war leider an diesem Tag nicht so toll. Immerhin kam die Sonne heraus. Gehört das hier vielleicht doch zu Ostthüringen? Nach dem Beerberg wird die Steigung sehr moderat, dann nochmals kurz etwas steiler. Und schon ist man oben.

Das war ein Kulturschock. Hatte ich bisher auf meiner Runst nur selten Wanderer getroffen, waren es hier umso mehr. Schnell eine große Apfelschorle für 2-Fuffzich getrunken und nichts wie runter zur Grenzwiese. Leider verpasste ich dabei den Weg über die Reitsteine und befand mich auf dem Asphaltweg der hinab zur Grenzwiese führt. Zurück? Keine Lust, heute, da keine Sicht.

An der Grenzwiese waren mindestens genauso viele Leute wie oben auf dem Inselsberg. Da ich mein Wasser noch etwas aufsparen wollte, musste ich mich wohl oder übel nach den teuren Sprudel anstellen. Schnell weiter.

Die späte Mittagsrast holte ich an einer der zahlreichen Schutzütten nach, mit eigenem Proviant und Wasser. Nach der Grenzwiese kommt übrigens noch ein kurzer und wirklich steiler Anstieg! Bald zeigte mir eine Tafel "Berghotel Ebertswiese" 1,15 Stunden. Das war mein Tagesziel für heute. Es fing wieder an zu tröpfeln. Vielleicht hält das Wetter noch ein bisschen durch. Es hielt tatsächlich. So kam ich trocken an meinem Tagesziel an. Der Blick auf den Kilometerzähler zeigte mir fast 30 km an. Also waren es doch fast 4 Kilometer von meiner Unterkunft in Ruhla bis zum Rennsteig.

Während ich hier so schreibe, schüttet es gerade wie aus Gieskannen. Im Moment bringt mich das nicht mehr aus der Ruhe. Mal sehen, wie es am Dienstag auf dem Weg nach Oberhof wird - mit dem Wetter meine ich...

Kleine Randnotiz noch zum Abschluss. Als Wanderer muss man nicht nur auf irre Mountainbiker gefasst sein, die auf dem teils schmalen Wanderweg entgegenkommen, nein man muss auch mit Cowboys rechnen, die entgegengeritten kommen. Natülich gerade an der schmalsten Stelle des Weges.