Nun war er also da: der letzte Tag meiner Runst. Noch knapp 30 km von Steinbach am Wald bis Blankenstein. Da mein Zug 16:05 Uhr von Blankenstein abfahren soll, breche ich schon 7:30 Uhr auf. Strahlender Sonnenschein. Es geht zunächst auf der Straße aus Steinbach hinaus. Leider ist der Weg in den Wald auch asphaltiert, was meiner Blase unter der linken Fußsohle (wohl das Ergebnis der langen Straßenwanderung vom Vortag) nicht gut bekommt.

Die erste kurze Rast lege ich nach gut 7 km an der Schutzhütte am Kurfürstenstein ein. Und dann passiert mir etwas, was ich noch am Vortag für ausgeschlossen gehalten hätte. Ich gehe in die falsche Richtung. Beschäftigt mit dem nicht richtig sitzenden Gurt meines Rucksacks registriere ich im Unterbewusstsein, dass ich die Sonne im Rücken habe. Das kann doch eigentlich nicht sein. Ich laufe nach Osten oder Südosten. Die Sonne scheint mir die ganze Zeit teils sogar recht unangenehm ins Gesicht. Nach kurzer Zeit macht der Weg eine scharfe Linkskurve. Ein Blick auf die Karte zeigt mir, dass der Rennsteig hier tatsächlich eine kurze alternative Wegführung besitzt und die Schutzhütte offensichtlich nicht an der richtigen Stelle eingezeichnet wurde. Ich muss noch einmal zu meinem Rastplatz zurück und bin einen Kilometer im Kreis gelaufen. Gut, was sind schon 1000 Meter? Zeit hatte ich genügend als Reserve eingeplant. Ab diesem Moment schaue ich aber immer aufmerksam auf jeden Wegweiser und in größeren Abständen auf meine Wanderkarte, die ich sonst nur am Abend für die Blog-Berichte rausholte.

Es geht durch den kleinen Ort Brennersgrün, wieder in den Wald, an Grumbach vorbei und schließlich nach Rodacherbrunn. Am Weg liegt ein kleines Wirtshaus. Zeit für einen Kaffee. Ich treffe zum ersten Mal einen „Runstler“ mit Hund. Er geht kurz nach meiner Ankunft im Wirtshaus wieder los. Ich werde ihn noch mehrfach treffen. Meine Mittagsrast lege ich in der Schutzhütte am Kulmberg ein. Von hier sind es noch genau 10 km bis Blankenstein. Eine Gruppe Seniorinnen kommt wenige Minuten nach mir aus Richtung Blankenstein an. Sie haben ihre Runst gerade begonnen, organisiert mit Gepäcktransport. Von ihnen erfahre ich, dass das Hubertushaus oberhalb Ruhlas (direkt am Rennsteig) wieder geöffnet hat und man nicht nach Ruhla zur Übernachtung absteigen muss. Ich hatte dies ja schon vermutet (siehe Runst – Tag 2). Wir wünschen uns viel Glück für den weiteren Weg. Meiner ist ja nur noch kurz.

Es geht für mich durch den kleinen Ort Schlegel und nach der „Ausspanne Wegspinne“ in das Örtchen Kießling. Hier ist gerade Dorffest, aber alle sind wohl noch beim Mittagsschlaf. Nichts los. Vor dem Ort hatte ich den ersten Blick auf Blankenstein. Nach Kießling geht es nun endgültig bergab meinem Ziel entgegen. Leider verläuft der Rennsteig auf den letzten Kilometern wieder entlang der Fahrstraße.

14:45 erreiche ich Blankenstein, gehe zur Selbitzbrücke und lasse mich von einem netten älteren Herren fotografieren, wie ich meinen vom Werraufer mitgebrachten Stein in die Selbitz werfe. Die Runst ist damit beendet.
Bleibt noch die lange Rückfahrt mit dem Zug von Blankenstein nach Dresden. In Kurzform. Fahrzeit gesamt: 5 Stunden – 19 Minuten Umsteigezeit in Leipzig. Ob das funktioniert? Abfahrt pünktlich. Nach 30 Minuten Fahrzeit 10 Minuten Verspätung. Nach Saalfeld 15 Minuten Verspätung, in Leipzig nur noch 11! Umsteigen geschafft. Ankunft in Dresden Neustadt pünktlich 21:07 Uhr, zu Hause ca. 21.40 Uhr.