Das
Angebot an Motorsportveranstaltungen auf hohem Niveau
ist in unserem Einzugsgebiet schmal geworden. Nach der
Insolvenz der Champcarserie, ihrem vorherigen Rückzug
vom Lausitzring und dessen Insolvenz, Betreiberwechsel
etc., gibt es auf dem Eurospeedway keine Ovalrennen mehr
(Ascar und V8-Rennen gibt es nicht mehr, die Formel 3 fuhr
nur kurze Zeit im
Oval). Auch andere hochkarätige Events
entfielen, wie das Rennen der A1GP und die Superbike-WM.
Bleibt noch die IDM und die DTM. Bei Letzterer stimmt
für mich persönlich das Preis-/Leistungsverhältnis nicht. Auf der Suche nach
Alternativen und einem zusätzlichen Angebot zum
Sachsenring stießen wir zufällig auf einen
Zeitungsartikel, der den EM-Lauf im Autocross am 11. und
12.07.09 auf dem Matschenberg in Weigsdorf-Köblitz
ankündigte. Der Ortsteil von Cunewalde liegt bei Bautzen
und ist für uns in knapp einer Autostunde zu erreichen.
Zunächst sollte man sich mit dem Regelwerk vertraut machen,
damit man nicht so ganz ahnungslos daherschaut. Unter
www.matschenberg.de gelangt man schnell auf die
Internetseite des MC Oberlausitzer Bergland e. V.,
allerdings sind die Informationen da mehr als dürftig.
Immerhin gibt es einen Link zur EM-Seite mit Regelwerk,
Klassen, altuellen Resultaten usw. Als weiter zur Seite
www.autocross-em.de und dort die Infos eingeholt.
Das Regelwerk ist zwar ziemlich komplizert, bietet aber
die Gewähr für eine gute Show. Die Vorläufe gehen über 6
Runden, das Finale über 8. Bei der rund 750 Meter langen
Rundstrecke am Matschenberg dauert also ein Rennen
zwischen 4 und 5 Minuten, je nach Klasse. Gefahren wurde
in insgesamt 5 Klassen, die EM-Läufe fanden in den Division 1, 3 und 3A statt. Dazu später. Zunächst
zur Anreise: Bis Bautzen auf der Autobahn A4 ist für uns
kein Problem, danach hilft nur eine Navi oder ein guter
Ausdruck über den bekannten Suchmaschinendienst mit der
Kartenfunktion. Wir hatten uns zwar zielsicher und
schnell in Weigsdorf-Köblitz eingefunden, aber nicht ein
einziges Hinweisschild zeigte den Weg zum Matschenberg
oder eine Parkmöglichkeit. Wir fuhren plötzlich an einer
gesperrten Straße vorbei. Am Sperrschild saß ein Posten
in Warnweste. Es musste also hier in der Nähe sein. Auf
einem Betriebshof das Auto geparkt, das machten an
diesem Sonntag noch viele andere, und einigen Leuten mit
Campingstuhl unter dem Arm hinterhergelaufen. Richtig,
den Campingstuhl nicht vergessen. Sonst sitzt man auf
der Wiese. Und die war nass. Tatsächlich fanden wir nach
kaum fünf
Minuten Fußweg den Einlass. 10 Euro für die
Tageskarte, ein moderater Preis. Es gibt eine
Getränkeversorgung und Imbiss-Angebot. Leider war das
alles etwas "unterdimensioniert", wie sich später
herausstellte. Die Sicht ist an der Strecke nicht gerade
herausragend. Von dem 750 Meter langen Rundkurs kann
man nur die Abfahrt Richtung Start, den Startplatz und
den steilen Anstieg nach der Zieldurchfahrt sehen. Fast
alle Zuschauer hielten sich in diesem Bereich auf.
Die Veranstaltung begann mit dem Warm Up gegen 9.00 Uhr,
der Fahrerpräsentation ab 10.00 Uhr und den Rennen ab
ca. 11.15 Uhr. Es gab kaum längere Pausen. Eine solche
sollte man unbedingt mit einem Gang ins etwa 200 Meter
entfernte Fahrerlager nutzen (Eintritt jederzeit
möglich, ohne Zusatzkosten). Nun kurz zu den einzelnen
Klassen und Rennen:
Division 3:
Spezialcrossfahrzeuge mit Allradantrieb. Das Gewicht
liegt um 730 kg. Es sind Viertakt-Saugmotoren bis 4000
ccm oder Turbomotoren bis 2352,9 ccm zulässig. Beide
Motorenkonzepte kommen zum Einsatz. Die Leistung der
Wagen liegt bei etwa 500 PS, vereinzelt auch leicht
darüber. Um diese Leistung auf die Fahrbahn zu bringen,
ist eine gute Traktion notwendig. Die Fahrwerke sind von
großer Bedeutung, die Bereifung wurde speziell für
Autocrosszwecke entwickelt. Gefahren werden zunächst 3
Vorläufe mit max. je 10 Wagen (abhängig von der
Gesamtzahl der Meldungen). Die besten 10 fahren dann das
A-Finale, die nächsten max. 10 ein B-Finale.
Punktverteilungen und Stände kann man auf
www.autocross-em.de nachlesen. Das Finale
nahm einen spektakulären Verlauf. Kurz nach dem
ersten Start gab es einen
Massencrash mit
dem Überschlag des Tschechen Petr Turek, der zum Glück
unverletzt aus dem Wagen stieg. Handgreiflich wurde es
dann noch zwischen den Verursachern des Unfalls und
später noch Mechanikern, die den Wagen des Deutschen
Engel auf der Strecke reparierten. Beim zweiten Versuch
gab es dann einen Fehlstart. Ja, und einen Sieger gab es
schließlich auch noch. Es gewann der favorisierte
Deutsche Bern Stubbe vor dem Niederländer van Rosmalen
und dem Tschechen Bartos. Nachfolgend einige Bilder und
ein Videoclip der Division 3-Rennen.
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Division 3 |
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Division 3 |
Crash |
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Crash-Video |
Division 3A:
Es handelt sich hier um einsitzige
Spezialcrossfahrzeuge mit Allradantrieb und einem
Gewicht von ca. 500 kg. Erlaubt sind
Viertakt-Saugmotoren bis 1600 ccm oder Turbomotoren bis
941,1 ccm. Derzeit werden in der Europameisterschaft nur
Saugmotoren verwendet, deren Leistung bei ca. 200 PS
liegt. Obwohl die Division 3A als die kleine Klasse
bezeichnet wird, stehen die Fahrzeuge der größeren
Division 3 in nichts nach. Die Rundenzeiten sind fast
identisch und die Rennen sind meist sehr spannend. Das
Starterfeld ist oft das größte der gesamten
Veranstaltungen. Das Finale auf dem Matschenberg gewann
der Niederländer Waldschmidt vor dem Tschechen Musil und
dem Deutschen Buddelmeyer. Nachfolgend einige Bilder von
den Rennen der Division 3A.
Division 1:
Die Division 1 ist die Klasse der Tourenwagen.
Gestattet sind Viertakt-Saugmotoren bis 3500 ccm oder
Turbomotoren bis 2058,8 ccm. Wegen der Platzverhätnisse
in der Karosserie werden meist Turbomotoren verwendet.
Die stärksten Motoren erreichen ca. 500 PS. Die Rennen
auf dem Matschenberg verliefen weniger spektakulär als
die der Spezialcrosser. Das lag vielleicht auch am
relativ kleinen Teilnehmerfeld. Das Finale gewann der
Russe Makarov vor dem Tschechen Fejvar und dem Letten
Kondrakhin.
Neben den ofiziellen EM-Klassen starteten noch
Nachwuchsfahrer in Spezielcrossern und eine ganze Anzahl
Trabants (eine Starterliste dazu habe ich leider nicht
gefunden). Die Show der "Rennpappen" war allerdings
recht dürftig. Einige hatten Mühe, mit ihren schwachen,
sicher stark frisierten Zweitaktmotörchen überhaupt den
steilen Berg nach dem Start zu bewältigen. Im Vergleich
zu den Spezialcrossern hatte man manchmal fast den
Eindruck, sie würden gleich stehen bleiben. Ich will
hier den Sportfreunden nicht zu Nahe treten, die
Motorsport mit kleinem Budget als Hobby betreiben. Die
beste Show war aber für mich der Überschlag eines
schwarzen Trabants kurz vor der Zieldurchfahrt nach
einer der ersten Runden und die Weiterfahrt danach bis
zur Zielflagge, obwohl sich die "Pappe" zunehmend in
ihre Einzelbestandteile auflöste. Einige Bilder der
Trabant-Klasse nachfolgend.
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Trabant |
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Kampfspuren |
Am Haken |
Fazit:
Keine schlechte Veranstaltung. Wenn die Werbung etwas
besser wäre, würden sicher noch mehr Zuschauer kommen.
Nach Zeitungsangaben sollen es 4.500 gewesen sein.
Ob man diesen Ansturm dann aber bewältigen könnte, ist
ungewiss. Wir werden betimmt wieder kommen. |