Eine
der am häufigsten aufgerufenen Seiten auf
Zwillingsstiege.de ist die "Ultimative Stiegentour".
Mittlerweile hat sie offensichtlich viele Nachahmer
bekommen und wurde sogar im Web "gecovert". Das brachte
mich auf die Idee der 'noch ultimativeren' Stiegentour.
Los ging es am 30. März 2010.
Ehe ich wieder Emails bekomme: Darf man doch nicht
und auch noch ungesichert... - man darf; zur Nachahmung
nicht (unbedingt) empfohlen und schon gar nicht am
Wochenende und in der Wandersaison April bis Oktober.
Die Rübezahlstiege ist überhaupt nicht mehr
ausgeschildert und soll deshalb eigentlich nicht mehr
begangen werden. Da es keine Beschilderung gibt, kann
auch nichts von "nur im Aufstieg begehen" stehen.Es ist auch nicht
wahr, dass die Häntzschelstiege nur im Aufstieg zu
begehen wäre - siehe
Hinweisschild.
Der Abstieg wird
nicht empfohlen und empfehlen will ich ihn auch nicht...
. Der Abstieg durch die Häntzschelstiege ist leider
nicht mehr gestattet, wie dieses
Foto vom September 2010 zeigt.
Wer die Tour - eine Wanderung ist das nicht - per Karte nachvollziehen möchte,
sollte am besten über die beiden
Wanderkarten
"Schrammsteine, Affensteine", Maßstab 1:10.000 vom
Böhmverlag und "Hintere Sächsische Schweiz", Nr. 91,
Sachsen Kartographie GmbH Dresden, Maßstab 1:15.000
verfügen. Einige Stiegen sind aber selbst auf diesen
Karten nicht eingezeichnet. Absolute Trittfestigkeit,
Schwindelfreiheit und gutes Schuhwerk werden
vorausgesetzt. Die einzelnen Stiegen werden an dieser
Stelle nur ganz kurz beschrieben und in wenigen Bildern
dargestellt. Ausführliche Erläuterungen aller
Steiganlagen gibt es in der
Stiegenmatrix mit den
zugehörigen Wandervorschlägen (dort auch eine Vielzahl
von Bildern).
Wir
gehen an einem Dienstag Ende März 2010 schon vor 9.00
Uhr am Parkplatz Beuthenfall im Kirnitzschtal los
(kleiner Parkplatz, Haltestelle Kirnitzschtalbahn,
neuerdings kostenpflichtig, 3,00 Euro/Tag - Stand 2010).
Zunächst laufen wir bequem leicht bergan durch den
Dietrichsgrund. Wir gehen entlang der Markierung grüner
Strich, die uns über den Hinteren Heideweg direkt bis an
die Affensteine (Königsweg) leitet. Der Hintere Heideweg
endet auf dem Königsweg an einem Wegweiser. Am Wegweiser
verläuft ein schmaler, unmarkierter Pfad fast geradeaus
weiter bergan Richtung Felswand. Ein Einschnitt, der
steil nach oben führt, weist den Weg zur Wolfsfalle. Die
Pfadspur wird jetzt deutlicher erkennbar. Offensichtlich
wurde hier das Laub vergangener Jahre beräumt. Im oberen
Teil des Einschnittes befinden sich einige Haltegriffe
und Eisenklammern, die eigentliche
Wolfsfalle.
Nach
Passieren des steilen Aufstiegs gelangen wir auf die
Obere Affensteinpromenade, die hier mit einem
grünen Pfeil als Bergpfad ausgewiesen wird. Wir
halten uns links und bleiben auf dem Bergpfad. Entlang
des teilweise recht schmalen Weges gibt es immer
wieder herrliche Ausblicke Richtung Alter und Neuer
Wildenstein (Kuhstall) und später bis in den Zschand.
Die Obere Affensteinpromenade führt uns zu einem
Abzweig, an dem sich der Bergpfad teilt. Nach rechts
geht es direkt zum Reitsteig, nach links zum Ausstieg
der Friensteinstiege, die dann weiter ebenfalls bis zum
Reitsteig führt. Wir nutzen natürlich den letztgenannten
Teil des Pfades, damit wir den Höhepunkt des Bergpfades
nicht verpassen. Mit einer kleinen Klettereinlage müssen
wir nämlich noch ein Felstor durchsteigen (oder
durchkriechen, siehe Bild). Wir gelangen schließlich zum
Ausstieg der Friensteinstiege und weiter auf den
Reitsteig.
Nun wird es schwierig. Wir müssen den Zugang zur
Rübezahlstiege finden (Detailbeschreibung
hier). Diese zweigt vom
Reitsteig ab und ist seit einiger Zeit ohne jede
Markierung. Hier hilft nur eine gute Karte. Wir finden
den Zugang dank unserer Ortskenntnis schnell und machen
zunächst noch einen kurzen Abstecher zum Aussichtspunkt
an den Schneeberger Türmen. Von hier aus hat man einen
sehr schönen Blick über den Schmilkaer Kessel. Nachdem wir
in Ruhe die Aussicht genossen und noch einmal tief
durchgeatmet hatten, begann das Abenteuer "Abstieg durch
die Rübezahlstiege". Ehrlich gesagt, ich hatte es mir
gewagter vorgestellt. Wegen der abgesägten Klammer am
Schluss der Stiege ist der Einstieg etwas schwierig,
danach kommt man aber relativ gut bis zur Höhle. Hier
kriecht man ebenso mühsam durch wie aufwärts und wird
mit Sicherheit ebenso schmutzig. Danach wird es sehr
steil. Vor allem die Stelle, an der nur noch ein
rostiger Rest einer Steighilfe aus dem Felsen ragt,
erfordert etwas Vorsicht. Die letzten drei Meter müssen
ohne Steighilfen abgeklettert werden, da diese seit
langer Zeit fehlen. Wer den Aufstieg kennt, sollte sich
die Tritte gut einprägen. Das erleichtert den Ausstieg.
Wir
verlassen die einsame Rübezahlstiege, gehen zum
Hauptwanderweg durch den Heringsgrund (Markierung gelber Stich),
biegen in diesen links ein und erreichen nach kurzer
Wegstrecke den Elbleitenweg. Hier biegen wir rechts ab
und gelangen nach wenigen Metern zum Abzweig
Falkoniergrund. Dieser bringt uns zur
Rotkehlchenstiege.
Hier treffen wir zum ersten Mal an diesem Tag auf
andere Wanderer. Im unteren Teil ist die
Rotkehlchenstiege recht einfach zu bewältigen, später
wird es etwas steiler. Haltegriffe helfen aber beim
Aufstieg. Wir erreichen das Plateau der Schrammsteine.
Jetzt müssen wir uns entscheiden. Wir wollen zum
Frühstücksplatz. Dazu können wir den markierten
Wanderweg über die Schrammsteine benutzen oder...
den
Oberen Terrassenweg wählen. Na klar wählen wir den. Ist
zwar ein kleiner Umweg, aber ein sehr lohnenswerter. Der
Obere Terrassenweg verläuft direkt am Ausstieg der
Rotkehlchenstiege vorbei und wir gehen den schmalen Pfad
Richtung Schrammsteinaussicht. Gleich am Anfang wird der
ohnehin schon schmale Pfad durch einen umgestürzten Baum
noch schmaler. Zwei Schritte aus der Rubrik "nichts für
schwache Nerven" folgen am Abgrund. Den Weg um den
Großvaterstuhl herum haben wir auf dieser Website schon mehrfach beschrieben. Wir kommen am Ausstieg der
Starken Stiege vorbei, die wir heute mal nicht begehen
(ist ja eine meiner "Lieblingsstiegen"), und gelangen
schließlich auf den mit blauem Strich markierten
Schrammsteinweg.
Der Schrammsteingratweg führt zur
Schrammsteinaussicht und endet
hier. Man muss den gleichen Weg zurück. Vor der
Schrammsteinaussicht gibt es aber den "Abzweig für
Insider" zum
Frühstücksplatz.
Auch an dieser Stelle werde ich keine genauere Angabe
zum Abzweig machen. Der Weg zur Tante, einem bekannten
Kletterfelsen, führt zunächst zu einer schönen kleinen
Klettereinlage. An der Tante vorbei geht es dann zu
einem Aussichtsplatz, der für mich einer der schönsten
im gesamten Elbsandsteingebirge ist. Jetzt ist eine Rast
an der Zeit, natürlich mit dem Genießen der herrlichen
Sicht an diesem Tag. Zwar ist es jetzt Mittagszeit, aber
der eingepackte Imbiss schmeckt hier auch, selbst wenn
die Frühstückszeit längst überschritten ist. Wir haben
bisher etwa 16 Kilometer bewältigt und wollen ja noch
die Häntzschelstiege abklettern. Also nach der Pause auf
möglichst kurzem Weg zum langen Horn.
Der
Abstieg durch die Häntzschelstiege ist nicht mehr
gestattet. Bitte unterlassen! Als Alternative bieten
sich an: Abstieg durch das
Schwarze Loch oder durch die
Wilde Hölle. Der
kürzeste Rückweg führt für uns entlang der Markierung
blauer Strich über den Schrammsteinweg und den
Zurückesteig. Letztgenannter ist übrigens auch eine
durchaus Ernst zu nehmende Stiege. Da ich hier wegen der
oft sehr vielen Touristen nur selten entlang gehe, war
mir das so gar nicht mehr in Erinnerung. An einer Stelle
ist der Zurückesteig sogar mit einer Stahlkette
gesichert. Viele Leute waren jetzt plötzlich hier unterwegs. Wieso eigentlich? Im März, mitten in der
Woche? Na klar, in einigen Bundesländern sind schon
Schulferien (Osterferien). Hoffentlich herrscht auf der
Häntzschelstiege kein so starkes Begängnis. Etwas
irritiert schauten wir auf mehrere uns entgegenkommende
Wanderer, als wir das Lange Horn erreichten. Es war
immerhin schon gegen 15.00 Uhr. Da kamen so viele noch
die Häntzschelstiege hoch? Am Ausstieg angekommen, waren
gerade vier Begeher dabei, ihr Klettersteigset
auszuhängen. Sie fragten uns etwas ungläubig: "Wollt ihr
da jetzt etwa hinunter"? Wollten wir schon und hatten
Glück. Es kam fast niemand mehr aufwärts. Nur zwischen
dem unteren und oberen Teil trafen wir auf zwei
Stiegengeher, die unseren Abstieg aber gelassen nahmen.
Die Häntzschelstiege beschreibe ich hier jetzt nicht.
Dazu gibt es eine
Detailbeschreibung auf dieser
Website. Nur soviel zur Zusammenfassung: Am Ende einer
langen Tour war der Abstieg eine ganz schön
kraftraubende Sache, die ich wohl längere Zeit in
Erinnerung behalten werde.
Fazit: Wer unsere "ultimative Stiegentour" kennt,
findet hier eine Route, die deutlich schwieriger ist,
zumal fast 21 Kilometer lang. Wer die gesamte Tour gehen
möchte, sollte sich zuvor die einzelnen Stiegen
anschauen und diese mindestens einmal im Aufstieg
begehen (Rübezahlstiege, Häntzschelstiege). Explizit
möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass es
unmöglich ist, in der Hauptwandersaison die
Häntzschelstiege abzusteigen. Bei "Gegenverkehr"
wird das Unternehmen für alle Beteiligten zur Gefahr.
Das geht wirklich nur im Winter oder Spätherbst und in
der Woche - trockenes Wetter vorausgesetzt.
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