Rheinsteig 2014: 4. Etappe St.
Goarshausen - Filsen
und Mittelrhein-Klettersteig Boppard
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4. Etappe: St.
Goarshausen – Kestert, weiter mit dem Zug bis
FilsenUnsere Strecke: ca. 14 km – Aufstieg: 660 m,
Abstieg: 570 m
niedrigster Punkt: 73 m (Wellmich), höchster
Punkt: 281 m (Sachsenhäuser Feld)
Kurze Wegbeschreibung:
St. Goarshausen – Nocherner Brünnchen – Burg
Maus – Wellmich – Bergbau-Lehrpfad – Abraumhalde
– Pulsbachtal – Oberkestert – Kestert (Bahnhof)
So war die Etappe nicht geplant. Unsere
Wanderung sollte bis nach Filsen führen. Das
wären knapp 28 km geworden. Aber der Reihe nach:
Start war in St. Goarshausen, wie fast immer kurz vor 9.00 Uhr. Zunächst lag wieder der steile
Aufstieg vor uns, der heute aber am Rabenacksteig vorbei führte. Oben angekommen,
genießen wir den Blick auf die Burg Katz in
einer ersten kleinen Pause.
Nächstes Ziel ist
die Burg Maus, die sich allerdings ebenso wie
Katz in Privatbesitz befindet und nicht
besichtigt werden kann. Von der Burg steigen wir
steil nach unten und treffen auf den Bergbau-
und Landschaftspfad Wellmich-Prath-Ehrenthal. In
Schautafeln erfährt der interessierte Wanderer
(der sich die Zeit nimmt) eine Menge über den
Bergbau vergangener Jahrhunderte und über
Pflanzen, die sonst nur im Mittelmehrraum zu
finden sind (seltene Orchideen). Ein richtiger
Genuss wurde die Wanderung an diesem Tag für
mich allerdings nicht. Etwa zwei Wochen vor
unserer Trekkingtour hatte ich mir eine Zerrung
im linken Knie zugezogen, die noch nicht richtig
ausgeheilt war. So wurde der Tag mehr zur
„Tor-Tour“. Nach einer kurzen Rast im Tal des
Ehrenthaler Baches steigen wir nach Oberkestert
auf und legen hier in einem kleinen Gartenlokal
unsere verspätete Mittagspause ein. Auf der
linken Rheinseite brauen sich schwarze
Gewitterwolken zusammen und es beginnt leicht zu
regnen. Wir beschließen deshalb unsere Wanderung
abzubrechen und steigen in den Ort Kestert ab (Bildergalerie).
Der Zug bringt uns in weniger als zehn Minuten
nach Filsen. Das Gewitter kam nicht über den
Rhein gezogen und der leichte Regen hörte am
Nachmittag auf. Die Ruhepause war dennoch
richtig, schließlich wollten wir am nächsten Tag
auf den Mittelrhein-Klettersteig in Boppard.
Break: Mittelrhein-Klettersteig in Boppard
Zunächst die Fakten zum Klettersteig aus der
Literatur/dem Internet: Schwierigkeitsgrad K2/B,
Gehzeiten: Talstation des Sessellifts Boppard bis
Einstieg 15 Minuten, Klettersteig: 1,5 Stunden,
Rückweg bis zur Bergstation des Sessellifts 30
Minuten, Höhenmeter: ca. 300.
Auf der Seite Boppard-Tourismus.de wird der
Klettersteig wie folgt beworben (Quelle: boppard-tourismus.de/69-0-Mittelrhein-Klettersteig-Tour.html,
Auszug aus dem Text zu einer geführten Tour):
„Der Mittelrhein – Klettersteig ist der einzige
alpine Klettersteig nördlich der Alpen. Die
Montage von 10 Leitern, 130 Trittbügeln und ca.
180 Meter Drahtseil war notwendig, um dem
Wanderer das Begehen unserer Naturlandschaft an
der größten Rheinschleife auf eine Art und Weise
zu ermöglichen, die man in einem Mittelgebirge
nicht vermuten würde. Insgesamt sind 11
Kletterpassagen an steilen Felswänden zu
überwinden… Die Klettersteig – Tour ist für
Jugendliche freigegeben ab neun Jahren.“
Bei Wikipedia steht dann schon etwas
relativierend: „Der Mittelrhein-Klettersteig
Boppard gilt als einer der wenigen alpinen
Klettersteige nördlich der Alpen.“
Der einzige alpine Klettersteig nördlich der
Alpen ist der Mittelrhein-Klettersteig mit
Sicherheit nicht. Auf meiner Website habe ich
mehrere richtige Klettersteige nördlich der
Alpen beschrieben (die wir auch
selbst begangen haben), die deutlich schwieriger
und auch nicht so völlig übersichert sind.
Wir beginnen unsere Tour am frühen Vormittag, um
den für die zweite Tageshälfte angesagten
Gewittern zu entkommen. Zunächst gehen wir zur
Fähre in Filsen und setzen auf die linke
Rheinseite über. Gleich am Fähranleger in
Boppard finden
wir die Hinweisschilder zum Sessellift und zum
Klettersteig. Dieser beginnt hinter dem St.-Remigius-Platz (durch eine kleine
Bahnunterführung gehen und vor dem Parkplatz des
Sessellifts nach rechts abbiegen –
Hinweisschild). Eine kurze, leicht ansteigende
Wanderpassage führt zum Beginn des
Klettersteigs.
Alle „schwierigen Teilabschnitte“ sind mit
Nummern gekennzeichnet, wohl dazu dienend, dass
man seinen Standort bei notwendiger
Bergungshilfe lokalisieren kann. Zunächst geht
es nur bergab. Eine Leiter führt zu einem
schmalen Pfad am Hang, weiter zu zwei steilen
Leitern und einer schrägen Wandquerung über
Klammern. Erneut müssen wir auf zwei
nacheinander folgenden Leitern nach untern
steigen. Eine Wand ist (auf sehr vielen, zu
vielen) Bügeln zu ersteigen. Wieder geht es über
eine Leiter nach unten. Nach einer kurzen Leiter
abwärts, kommen wir zu einem längeren
gesicherten Abschnitt. Zunächst am Seil, später
auf Stahlklammern, gelangen wir zu einem
ausgesetzten Teilstück. Eine Wandquerung ist die
erste Schlüsselstelle des Klettersteigs. Meine
Frau hatte sich in der Aral-Tankstelle am St.-Remigius-Platz ein Klettersteigset
ausgeliehen. Hier gelangt es jetzt zum Einsatz.
Ich hatte mir im Internet mehrere Bilder und
Videoclips zu dieser Wandquerung angesehen,
konnte mir aber keine Meinung zur „Höhe über dem
Grund“ bilden. Deshalb hier der Hinweis: Es sind
geschätzte drei Meter, die Querung ist max. 8 –
10 m lang und ohne große Höhenangst auch ohne
Klettersteigset zu meistern. Jede Menge
künstlicher Tritte helfen bei der Überwindung
der Querung. Ich konnte hier ohne
Klettersteigset noch ganz in Ruhe filmen (siehe
Videoclip).
Allerdings muss jeder selbst
entscheiden, was für ihn „schwierig“ ist und was
nicht. Im Zweifelsfall also lieber mit
Klettersteigset. Nun folgt eine lange Gehstrecke
(mit schönem Aussichtspunkt und Ruhebank). Eine
Leiter zwischendurch zeigte uns, dass wir immer
noch auf einem Klettersteig laufen. Wir dachten
schon, es sei vorbei, als sich hinter einem fast
ausgetrockneten kleinen Bachbett plötzlich der
interessanteste Teil des Klettersteigs zeigte
(zweite Schlüsselstelle). Als hätten
unterschiedliche Leute den Klettersteig
angelegt, bringt der folgende lange Aufstieg
Passagen, die wirklich einmal etwas Klettern
erfordern und nicht völlig übersichert sind.
Über eine Reihe von (manchmal unterbrochenen)
Stahlklammern müssen wir ohne Sicherungsseil
steil aufsteigen. Jetzt gibt es wieder ein
Stahlseil für das eventuell mitgeführte
Klettersteigset. Sehr steil geht es nun über
nicht mehr so dicht gesetzte Steighilfen nach
oben. Manchmal muss man sich seinen Tritt im
Felsen suchen – wie schön. Schließlich läuft der
Klettersteig leicht unter Bäumen aus (Bildergalerie).
Die
Klettersteigmarkierung führt noch geraume
Zeit durch Gehgelände und erreicht schließlich
den Rhein-Burgen-Weg.
Diesem folgen wir bis zur Gaststätte
„Vierseenblick“, wo uns der erste Regen einholt.
Das stört uns nicht mehr, eher die Preise im
Ausflugslokal. In einer Regenpause laufen wir
zum Sessellift und hoffen mit dessen Hilfe
trocken nach Boppard zu gelangen. Der Sessellift
fährt allerdings so langsam, dass uns kurz vor
der Talstation der nächste kräftige Schauer
überrascht. Wir kehren deshalb nach Filsen
zurück und kommen in unserem Quartier gerade
noch rechtzeitig an, bevor sich der letzte
Gewitterguss des Tages entlädt.
Ein kurzes Fazit zum Klettersteig aus
meiner (subjektiven) Sicht:
Der Mittelrhein-Klettersteig ist ein fast
“echter” Klettersteig, der allerdings von
ausgedehnten Wanderpassagen unterbrochen wird,
jedoch über einige sehr abwechslungsreiche und
für Anfänger anspruchsvolle Passagen verfügt.
Die gesicherten Abschnitte sind einzeln
beschildert und durchnummeriert und sind einfach
bis mäßig schwierig. Schlüsselstellen sind eine
Wandquerung und ganz zum Abschluss ein langer
steiler Aufstieg, bei dem man auf die teilweise
Übersicherung mit zu viel Eisen verzichtet hat.
Wäre der gesamte Klettersteig wie diese Passage
ausgestattet, könnte man von einer echten
Herausforderung sprechen.
Weiter zu den letzten
Etappe der Wanderung: Filsen - Niederlahnstein
und Niederlahnstein - Koblenz
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