Abstecher Geysir von Andernach
Die Fahrt zum Geysir von Andernach, dem größten
Kaltwassergeysir der Welt (es gibt aber wohl
kaum 10 bekannte Kaltwasserspeier), entpuppte
sich als der pure Kommerz. Das hatten wir auch
nicht anders erwartet. Man muss zunächst in das
Geysir-Zentrum, um seine Karte zu kaufen.
Eintrittskarten gibt es nirgendwo anders zu
kaufen. Ich hatte am Tag zuvor eine telefonische
Bestellung für das Schiff 11.15 Uhr aufgegeben.
Man kann ja nicht wissen. Schließlich ist
Pfingstsonnabend.
Der ehemalige "Namedyer Sprudel" ist mit bis zu
60 Metern der weltweit höchste Kaltwassergeysir.
Das wurde am 9. November 2008 offiziell ins
Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Der
Geysir wurde 1903 erstmals auf dem Namedyer
Werth, einer Halbinsel im Rhein, angebohrt, das
heißt künstlich erschlossen. Seit 2006 ist er
nach zähem Ringen mit den Naturschützern
und nach einer langen Ruhezeit wieder öffentlich
zugänglich. Das Namedyer Werth darf
nur im Rahmen der Geysirbesichtigung zu den vier
Schiffsanlegezeiten besucht werden. Die
Eruptionsdauer des Geysirs beträgt etwa acht Minuten bei
einem natürlichen Intervall von ca. 100 Minuten.
Nachts wird der Geysir zur Sicherheit mit einem
Schieber verschlossen. Die vollständige
touristische Vermarktung des Naturschauspiels
gibt es seit Mai 2009.
Das
Geysir-Erlebniszentrum soll man mindestens eine
Stunde vor Abfahrt des Schiffes besuchen. Hier
wird die Wirkungsweise des Geysirs recht
aufwendig erklärt. Um sich einen Überblick zu
verschaffen, reichen sicher auch 30 Minuten.
Jeder Kartenbesitzer (Preis 14,00 Euro/Person,
gerade erst erhöht) wird fast zwangsläufig durch
das Erlebniszentrum geführt. Man könnte
natürlich auch direkt nach dem Kartenkauf zum
Eingang wieder hinaus und an den
Schiffsanlegeplatz gehen. Unser Schiff legt
pünktlich 11.15 Uhr ab. Die Fahrzeit von kaum 15
Minuten wird intensiv zum Verkauf von Eis und
Getränken genutzt. Glücklicherweise ist unser
„Kahn“ nur mäßig besetzt. Trotzdem bildet sich
nach der Landung im Naturschutzgebiet eine lange
Besucherschlange, die den etwa 300 Meter langen
und rollstuhltauglichen Weg zur Ausbruchsstelle
zurücklegt. Wir waren gerade angekommen, da
erfolgte bereits die Eruption. Ob diese wirklich
natürlich kam oder ausgelöst wurde? So sicher bin
ich mir da nicht. Fast auf Kommando erschien die
Fontäne. Leider hatte ich meinen Camcorder noch
nicht betriebsbereit, deshalb ein Standbild als
Foto von der beginnenden Eruption im Videoclip.
Das Naturschauspiel ist schon recht interessant
(Bildergalerie).
Wir kennen es aus Island von der
Strokkur-Eruption, die allerdings nur ein bis
zwei Sekunden dauert, dafür aber aller fünf bis
zehn Minuten erfolgt.
Unsere Meinung:
Besuchenswert, wenn man den Kommerz in Kauf
nimmt. Eine weite Anfahrt nur deshalb würde ich
allerdings nicht empfehlen. Weitere
Informationen und aktuelle Preise sowie die
Abfahrtszeiten der Schiffe auf
http://www.geysir-andernach.de.
Fazit zur Trekkingtour auf einem Teil des
Rheinsteigs (mit Abstechern):
Der gesamte Rheinsteig wird mit einer Länge
zwischen 310 und 320 km ausgewiesen
(unterschiedliche Quellen variieren in den
Angaben). Er wird in 23 Tagesetappen unterteilt.
Diese sind allerdings teilweise sehr kurz
(weniger als 10 km). Man kann die Gesamtstrecke
sicher in 17 oder 18 Tagen bewältigen, eine
normale Kondition vorausgesetzt. Da wir aber nur
9 bis 10 Tage eingeplant hatten, entschieden wir
uns für den Teilabschnitt zwischen Rüdesheim und
Koblenz mit drei Abstechern: zum Rabenacksteig
bei St. Goarshausen (unmittelbar am Rheinsteig),
zum Mittelrhein-Kletterteig in Boppard (Wechsel
der Rheinseite erforderlich) und zum Geysir von
Andernach (nördlich der Stadt Koblenz gelegen).
Der genannte Teilabschnitt des Rheinsteigs wird
in der Literatur als besonders interessant
beschrieben und bot die Möglichkeit zu den
Abstechern mit kleinen Klettereinlagen.
Zur Charakteristik der gesamten
Rheinsteigwanderung zitiere ich zwei Quellen.
-
http://www.ich-geh-wandern.de/rheinsteig:
Länge: ca. 312.67 km, Höhe: Aufstieg 17.854
m, Abstieg 17.877 m, schwierige Wanderung,
überwiegend bergiges Gelände, gute
Wanderstiefel nötig, ganzjährig begehbar.
-
http://www.wanderkompass.de/Rheinland-Pfalz/rheinsteig.html:
Etappen 23, Länge: 315,1 km, Aufstieg 4.202
m, Abstieg 4.178 m, min. Höhe 52 m ü. NN,
max. Höhe 339 m ü. NN (ist nicht korrekt,
nach rheinsteig.de: 358 m).
Auf
http://www.rheinsteig.de werden alle Etappen
einzeln beschrieben, mit Höhenmetern im Auf- und
Abstieg. Dazu kommt eine Bewertung in den
Kategorien Kondition, Technik und Erlebniswert
(1 – 6 Sterne). Dabei bedeutet 1 = niedrig, 6 =
hoch. Unser Abschnitt, hier als
„Etappen Oberes Mittelrheintal“ bezeichnet, wird
in der Kategorie Kondition als mittel bis
schwierig (3 – 6 Sterne) bewertet und in der
Kategorie Technik meist als mittel (3 – 4
Sterne).
Unsere Einschätzung:
Von den genannten Höhenangaben sollte man sich
nicht abschrecken lassen, zumal sie in den
beiden vorgenannten Quellen stark voneinander
abweichen. Wir wandern im hügeligen Gelände.
Maximal zu bewältigende Anstiege liegen bei
reichlich 200
Höhenmetern „am Stück“, meist sind es bei den
Anstiegen nur zwischen 100 und 150 Meter.
Allerdings mussten wir auf jeder Etappe mehrmals
von den Höhenlagen der Rheinhänge bis zum Rhein
hinab- und danach wieder aufsteigen. Das liegt
in der Natur der oft tief eingeschnittenen
Seitentäler, die zu durchqueren sind. Ein wenig
Kondition ist also schon gefragt, der
Einstufung als „mittel“ stimme ich zu, wobei ein
wesentlicher Gesichtspunkt hier die Etappenlänge
ist. Meine Aussage bezieht sich auf
Wanderetappen von ca. 20 km.
Technische Ansprüche stellt die Tour für
einigermaßen geübte Wanderer kaum. Oft laufen
wir auf breiten Waldwegen, manchmal auf kleinen
Straßen. Nur selten wird der Pfad wirklich
schmal und an wenigen Stellen einmal etwas
ausgesetzt. Hier sind dann immer Sicherungen
angebracht (Halteseile oder sogar
Stahlklammern). Wirklich notwendig sind diese
Sicherungseinrichtungen höchstens an zwei oder
drei Stellen, alles andere ist aus unserer Sicht
„überdimensioniert“. Damit trägt man wohl den
Auflagen für einen „Premiumwanderweg“ Rechnung.
Wegen der geringen technischen Anforderungen und
der Möglichkeit, beliebige Teilstrecken des
Rheinsteigs zu absolvieren sowie der Chance,
Etappen bei „Konditionsschwäche“ abzubrechen und
mit dem Zug den nächsten Zielort anzusteuern,
eignet sich der Rheinsteig auch für den
„ersten Versuch“ einer Trekkingtour oder zur
konditionellen Vorbereitung auf längere
Wanderungen im Gebirge (in einem „richtigen“
Gebirge bewegen wir uns am Rhein nicht).
Die Zusammenstellung der Etappen kann in
Abhängigkeit von der eigenen Kondition und den
vorhandenen Unterkunftsmöglichkeiten individuell
gestaltet werden. Hotels, Pensionen,
Privatzimmer und Ferienwohnungen gibt es in
jedem Ort in unterschiedlicher Preislage, Anzahl
und Qualität. Da wir zwischen Himmelfahrt und
Pfingsten unterwegs waren, hatte ich unsere
Quartiere schon einige Zeit vor der Wanderung
gebucht. In der Woche zwischen den Feiertagen
sahen wir aber überall die bekannten „Zimmer
frei“-Schilder. Das Preisniveau ist allerdings
nicht gerade als moderat zu bezeichnen, wobei es
zwischen den einzelnen Orten - für uns recht
überraschend – deutliche Unterschiede gab.
Besonders Kaub fiel hier aus dem Rahmen – nach
oben! Dort gibt es allerdings eine
Jugendherberge für die Übernachtung. Zu
Zeltmöglichkeiten kann ich keine Auskünfte
geben, darauf haben wir unterwegs nicht
geachtet.
Für Rucksachwanderer spielt das Thema
Verpflegung immer eine Rolle. Besonders das
Auffüllen der Trinkflasche hat hier hohe
Priorität. In solch zivilisierten Gegenden
entnehmen wir unterwegs kein Wasser aus Quellen,
die nur sehr selten zu finden sind. Wer nicht
nur auf das Wasser aus der Leitung (Unterkunft)
steht, ist immer für Hinweise zu
Einkaufsgelegenheiten am Wegesrand dankbar.
Unsere Erfahrungen dazu: Rüdesheim kein Problem,
Lorch keine Gelegenheit am Wochenende gefunden,
Kaub besitzt einen kleinen Laden im Ortszentrum,
St. Goarshausen hat einen großen Supermarkt
direkt gegenüber des Friedhofs (also leicht zu
erfragen), Filsen nicht gesucht, da in Boppard
eingekauft, Niederlahnstein kein Problem,
Koblenz natürlich auch nicht.
Ein Hinweis zur Gehrichtung:
Man kann den Rheinsteig von Nord nach Süd oder
in umgekehrter Richtung laufen. Vom Gelände und
Wegverlauf her gesehen, besteht sicher kein
großer Unterschied. Wir wählten die Richtung von
Süd nach Nord (oder eigentlich eher Nordwest).
Weshalb? Wenn wir früh starten, scheint uns die
Sonne in der Mittagszeit nicht direkt ins
Gesicht. Das hat auch einige Vorteile für den
schnellen Fotoschnappschuss unterwegs. Da
während
unserer Wanderung die Sonne tatsächlich fast
jeden Tag mehrere Stunden schien, empfanden wir
die Gehrichtung als angenehmer. Das ist aber
Ansichtssache.
In der Literatur (inklusive WWW) wird immer
wieder auf den hohen Erlebniswert einer
Wanderung auf dem Rheinsteig hingewiesen. Das
können wir bestätigen. Der Weg ist wirklich
abwechslungsreich, nur selten gibt es längere
Passagen durch Wälder oder Wiesen ohne Aussicht.
Vor allem die immer wiederkehrenden Ausblicke
auf den Rhein aus verschiedenen Blickwinkeln
haben uns begeistert. Freunde alter Burgen
kommen voll auf ihre Kosten, wenngleich sich ein
großer Teil im Privatbesitz befindet und deshalb
den Besuchern verschlossen bleibt.
Unsere Einstufung für den Abschnitt
Rüdesheim – Koblenz analog rheinsteig.de:
Kondition: 3 Sterne (von 6)
Technik: 2 Sterne (von 6)
Erlebniswert: 4 Sterne (von 6)
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