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Rheinsteig 2014: Geysir von Andernach und ein Fazit unserer Trekkingtour
 

Geysir von Andernach


Abstecher Geysir von Andernach

Die Fahrt zum Geysir von Andernach, dem größten Kaltwassergeysir der Welt (es gibt aber wohl kaum 10 bekannte Kaltwasserspeier), entpuppte sich als der pure Kommerz. Das hatten wir auch nicht anders erwartet. Man muss zunächst in das Geysir-Zentrum, um seine Karte zu kaufen. Eintrittskarten gibt es nirgendwo anders zu kaufen. Ich hatte am Tag zuvor eine telefonische Bestellung für das Schiff 11.15 Uhr aufgegeben. Man kann ja nicht wissen. Schließlich ist Pfingstsonnabend.

Der ehemalige "Namedyer Sprudel" ist mit bis zu 60 Metern der weltweit höchste Kaltwassergeysir. Das wurde am 9. November 2008 offiziell ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Der Geysir wurde 1903 erstmals auf dem Namedyer Werth, einer Halbinsel im Rhein, angebohrt, das heißt künstlich erschlossen. Seit 2006 ist er nach zähem Ringen mit den Naturschützern und nach einer langen Ruhezeit wieder öffentlich zugänglich. Das Namedyer Werth darf nur im Rahmen der Geysirbesichtigung zu den vier Schiffsanlegezeiten besucht werden. Die Eruptionsdauer des Geysirs beträgt etwa acht Minuten bei einem natürlichen Intervall von ca. 100 Minuten. Nachts wird der Geysir zur Sicherheit mit einem Schieber verschlossen. Die vollständige touristische Vermarktung des Naturschauspiels gibt es seit Mai 2009.

zur BildergalerieDas Geysir-Erlebniszentrum soll man mindestens eine Stunde vor Abfahrt des Schiffes besuchen. Hier wird die Wirkungsweise des Geysirs recht aufwendig erklärt. Um sich einen Überblick zu verschaffen, reichen sicher auch 30 Minuten. Jeder Kartenbesitzer (Preis 14,00 Euro/Person, gerade erst erhöht) wird fast zwangsläufig durch das Erlebniszentrum geführt. Man könnte natürlich auch direkt nach dem Kartenkauf zum Eingang wieder hinaus und an den Schiffsanlegeplatz gehen. Unser Schiff legt pünktlich 11.15 Uhr ab. Die Fahrzeit von kaum 15 Minuten wird intensiv zum Verkauf von Eis und Getränken genutzt. Glücklicherweise ist unser „Kahn“ nur mäßig besetzt. Trotzdem bildet sich nach der Landung im Naturschutzgebiet eine lange Besucherschlange, die den etwa 300 Meter langen und rollstuhltauglichen Weg zur Ausbruchsstelle zurücklegt. Wir waren gerade angekommen, da erfolgte bereits die Eruption. Ob diese wirklich natürlich kam oder ausgelöst wurde? So sicher bin ich mir da nicht. Fast auf Kommando erschien die Fontäne. Leider hatte ich meinen Camcorder noch nicht betriebsbereit, deshalb ein Standbild als Foto von der beginnenden Eruption im Videoclip. Das Naturschauspiel ist schon recht interessant (Bildergalerie). Wir kennen es aus Island von der Strokkur-Eruption, die allerdings nur ein bis zwei Sekunden dauert, dafür aber aller fünf bis zehn Minuten erfolgt.

Unsere Meinung:
Besuchenswert, wenn man den Kommerz in Kauf nimmt. Eine weite Anfahrt nur deshalb würde ich allerdings nicht empfehlen. Weitere Informationen und aktuelle Preise sowie die Abfahrtszeiten der Schiffe auf http://www.geysir-andernach.de.


 

Fazit zur Trekkingtour auf einem Teil des Rheinsteigs (mit Abstechern):

Der gesamte Rheinsteig wird mit einer Länge zwischen 310 und 320 km ausgewiesen (unterschiedliche Quellen variieren in den Angaben). Er wird in 23 Tagesetappen unterteilt. Diese sind allerdings teilweise sehr kurz (weniger als 10 km). Man kann die Gesamtstrecke sicher in 17 oder 18 Tagen bewältigen, eine normale Kondition vorausgesetzt. Da wir aber nur 9 bis 10 Tage eingeplant hatten, entschieden wir uns für den Teilabschnitt zwischen Rüdesheim und Koblenz mit drei Abstechern: zum Rabenacksteig bei St. Goarshausen (unmittelbar am Rheinsteig), zum Mittelrhein-Kletterteig in Boppard (Wechsel der Rheinseite erforderlich) und zum Geysir von Andernach (nördlich der Stadt Koblenz gelegen). Der genannte Teilabschnitt des Rheinsteigs wird in der Literatur als besonders interessant beschrieben und bot die Möglichkeit zu den Abstechern mit kleinen Klettereinlagen.

Zur Charakteristik der gesamten Rheinsteigwanderung zitiere ich zwei Quellen.

  1. http://www.ich-geh-wandern.de/rheinsteig: Länge: ca. 312.67 km, Höhe: Aufstieg 17.854 m, Abstieg 17.877 m, schwierige Wanderung, überwiegend bergiges Gelände, gute Wanderstiefel nötig, ganzjährig begehbar.
  2. http://www.wanderkompass.de/Rheinland-Pfalz/rheinsteig.html: Etappen 23, Länge: 315,1 km, Aufstieg 4.202 m, Abstieg 4.178 m, min. Höhe 52 m ü. NN, max. Höhe 339 m ü. NN (ist nicht korrekt, nach rheinsteig.de: 358 m).
     

Auf http://www.rheinsteig.de werden alle Etappen einzeln beschrieben, mit Höhenmetern im Auf- und Abstieg. Dazu kommt eine Bewertung in den Kategorien Kondition, Technik und Erlebniswert (1 – 6 Sterne). Dabei bedeutet 1 = niedrig, 6 = hoch. Unser Abschnitt, hier als „Etappen Oberes Mittelrheintal“ bezeichnet, wird in der Kategorie Kondition als mittel bis schwierig (3 – 6 Sterne) bewertet und in der Kategorie Technik meist als mittel (3 – 4 Sterne).

Unsere Einschätzung:
Von den genannten Höhenangaben sollte man sich nicht abschrecken lassen, zumal sie in den beiden vorgenannten Quellen stark voneinander abweichen. Wir wandern im hügeligen Gelände. Maximal zu bewältigende Anstiege liegen bei reichlich 200 Höhenmetern „am Stück“, meist sind es bei den Anstiegen nur zwischen 100 und 150 Meter. Allerdings mussten wir auf jeder Etappe mehrmals von den Höhenlagen der Rheinhänge bis zum Rhein hinab- und danach wieder aufsteigen. Das liegt in der Natur der oft tief eingeschnittenen Seitentäler, die zu durchqueren sind. Ein wenig Kondition ist also schon gefragt, der Einstufung als „mittel“ stimme ich zu, wobei ein wesentlicher Gesichtspunkt hier die Etappenlänge ist. Meine Aussage bezieht sich auf Wanderetappen von ca. 20 km.

Technische Ansprüche stellt die Tour für einigermaßen geübte Wanderer kaum. Oft laufen wir auf breiten Waldwegen, manchmal auf kleinen Straßen. Nur selten wird der Pfad wirklich schmal und an wenigen Stellen einmal etwas ausgesetzt. Hier sind dann immer Sicherungen angebracht (Halteseile oder sogar Stahlklammern). Wirklich notwendig sind diese Sicherungseinrichtungen höchstens an zwei oder drei Stellen, alles andere ist aus unserer Sicht „überdimensioniert“. Damit trägt man wohl den Auflagen für einen „Premiumwanderweg“ Rechnung. Wegen der geringen technischen Anforderungen und der Möglichkeit, beliebige Teilstrecken des Rheinsteigs zu absolvieren sowie der Chance, Etappen bei „Konditionsschwäche“ abzubrechen und mit dem Zug den nächsten Zielort anzusteuern, eignet sich der Rheinsteig auch für den „ersten Versuch“ einer Trekkingtour oder zur konditionellen Vorbereitung auf längere Wanderungen im Gebirge (in einem „richtigen“ Gebirge bewegen wir uns am Rhein nicht).
 
Die Zusammenstellung der Etappen kann in Abhängigkeit von der eigenen Kondition und den vorhandenen Unterkunftsmöglichkeiten individuell gestaltet werden. Hotels, Pensionen, Privatzimmer und Ferienwohnungen gibt es in jedem Ort in unterschiedlicher Preislage, Anzahl und Qualität. Da wir zwischen Himmelfahrt und Pfingsten unterwegs waren, hatte ich unsere Quartiere schon einige Zeit vor der Wanderung gebucht. In der Woche zwischen den Feiertagen sahen wir aber überall die bekannten „Zimmer frei“-Schilder. Das Preisniveau ist allerdings nicht gerade als moderat zu bezeichnen, wobei es zwischen den einzelnen Orten - für uns recht überraschend – deutliche Unterschiede gab. Besonders Kaub fiel hier aus dem Rahmen – nach oben! Dort gibt es allerdings eine Jugendherberge für die Übernachtung. Zu Zeltmöglichkeiten kann ich keine Auskünfte geben, darauf haben wir unterwegs nicht geachtet.

Für Rucksachwanderer spielt das Thema Verpflegung immer eine Rolle. Besonders das Auffüllen der Trinkflasche hat hier hohe Priorität. In solch zivilisierten Gegenden entnehmen wir unterwegs kein Wasser aus Quellen, die nur sehr selten zu finden sind. Wer nicht nur auf das Wasser aus der Leitung (Unterkunft) steht, ist immer für Hinweise zu Einkaufsgelegenheiten am Wegesrand dankbar. Unsere Erfahrungen dazu: Rüdesheim kein Problem, Lorch keine Gelegenheit am Wochenende gefunden, Kaub besitzt einen kleinen Laden im Ortszentrum, St. Goarshausen hat einen großen Supermarkt direkt gegenüber des Friedhofs (also leicht zu erfragen), Filsen nicht gesucht, da in Boppard eingekauft, Niederlahnstein kein Problem, Koblenz natürlich auch nicht.

Ein Hinweis zur Gehrichtung:
Man kann den Rheinsteig von Nord nach Süd oder in umgekehrter Richtung laufen. Vom Gelände und Wegverlauf her gesehen, besteht sicher kein großer Unterschied. Wir wählten die Richtung von Süd nach Nord (oder eigentlich eher Nordwest). Weshalb? Wenn wir früh starten, scheint uns die Sonne in der Mittagszeit nicht direkt ins Gesicht. Das hat auch einige Vorteile für den schnellen Fotoschnappschuss unterwegs. Da während unserer Wanderung die Sonne tatsächlich fast jeden Tag mehrere Stunden schien, empfanden wir die Gehrichtung als angenehmer. Das ist aber Ansichtssache.

In der Literatur (inklusive WWW) wird immer wieder auf den hohen Erlebniswert einer Wanderung auf dem Rheinsteig hingewiesen. Das können wir bestätigen. Der Weg ist wirklich abwechslungsreich, nur selten gibt es längere Passagen durch Wälder oder Wiesen ohne Aussicht. Vor allem die immer wiederkehrenden Ausblicke auf den Rhein aus verschiedenen Blickwinkeln haben uns begeistert. Freunde alter Burgen kommen voll auf ihre Kosten, wenngleich sich ein großer Teil im Privatbesitz befindet und deshalb den Besuchern verschlossen bleibt.

Unsere Einstufung für den Abschnitt Rüdesheim – Koblenz analog rheinsteig.de:
Kondition: 3 Sterne (von 6)
Technik: 2 Sterne (von 6)
Erlebniswert: 4 Sterne (von 6)

 

Rheinsteig
 


Übersicht

 


1. Etappe Rüdesheim-Lorch

 


2. Etappe Lorch - Kaub

 


3. Etappe Kaub - St. Goarshausen

 


Rabenacksteig

 


4. Etappe St. Goarshausen - Filsen

 


Klettersteig Boppard

 


5. Etappe Filsen - Lahnstein

 


6. Etappe Lahnstein - Koblenz

 


Geysir Andernach und ein Fazit

 


zur Orientierung