Wanderung um den King Oskar Fjord (Kong Oskars
Havn) |
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Strahlender Sonnenschein und wolkenloser Himmel
begrüßte uns am Morgen des nächsten Tages. Nach
dem Frühstück wollen wir zu unserer ersten
Tageswanderung aufbrechen. Wichtiger als eine
genaue Beschreibung des Verlaufes (von Weg kann
man nicht sprechen, es gibt keinen) sind
vielleicht einige Tipps oder Empfehlungen zur
Ausrüstung. In der Sonne erreichte das
Thermometer an diesem Tag mindesten 20 °C.
Schatten gibt es keinen, außer vielleicht hinter
einem Felsblock. Normalerweise wäre ich im
kurzärmligen T-Shirt gegangen. Dagegen sprach
allerdings ein einziger Grund: Mücken. Wer nach
Grönland fliegt, sollte sich der Tatsache
bewusst sein, dass man sich im Sommer einer
Mückenplage aussetzt. Neben unzähligen winzig
kleinen „Tierchen“, die nicht stechen und nur
lästig sind, gibt es auch die in unseren Breiten
auftretenden Blutsauger. Manche erwehrten sich
dagegen mit scharfen Chemikalien, wir uns lieber
mit einem Mückennetz und einem dünnen
langärmligen Fleece. Der half sehr gut, die
Quälgeister setzten sich meist gar nicht erst
darauf. Allerdings rann bei mir bald der Schweiß
in Strömen. Ich habe auf Wanderungen selten so
geschwitzt wie in Grönland. Besser ist deshalb
wohl ein langärmliges, nicht zu eng anliegendes
Trekkinghemd. Die soll es sogar
„mückenabweisend“ geben. Nur hatten wir ein
solches Kleidungsstück nicht mit. Dafür jede
Menge warme Sachen, von denen wir nur einige am
letzten Tag benötigten. Dazu später.
Wir gehen also gegen 9:00 Uhr zunächst zur
Bootsanlegestelle neben dem
Helikopter-Landeplatz. Ein kleines Boot - vom
Besitzer des Roten Hauses, dem Südtiroler
Peroni, gechartert und von einem Inuk (bitte
nicht ‚Eskimo‘ sagen) gesteuert - bringt uns
über den King Oskar Fjord (Kong Oskars Havn).
Eigentlich nicht direkt ans andere Ufer, denn
zunächst fahren wir zu einem mächtigen Eisberg
und können ihn in aller Ruhe betrachten und
natürlich fotografieren. Am anderen Ufer
angekommen, beginnen wir unsere Wanderung in
einem völlig einsamen und menschenleeren Gebiet.
Die Tour führt uns zu einem kleinen Wasserfall,
durch die karge felsige Landschaft, über einen
kleinen Berg und schließlich wieder zum
Fjordufer. Lang wird der Rückweg nach Tasiilaq,
jetzt immer am Ufer entlang. Nur trockenen Fußes
gelangen wir nicht in den Ort. Ein kleiner Fluss
ist zu queren. Eine Brücke gibt es natürlich
nicht. Das Wasser ist vielleicht 2 oder 3 °C
„warm“. Gut, wenn man Furt-Schuhe mitgenommen
hat. Wir waren darauf eingestellt. Bei immer
noch herrlichem Wetter und fast keiner Wolke am
Himmel gelangen wir schließlich nach 6 Stunden
Wanderzeit am Nachmittag zum kleinen
Heizölkraftwerk und bald darauf in den Ort
zurück. Eine detailliertere Beschreibung der
Tour bringt dem Leser wenig, da es keine
Wanderkarten Ostgrönlands gibt. Immerhin hatte
ich mir eine Karte der Umgebung Tasiilaqs im
Maßstab 1:100.000 vom Arktisversand schicken
lassen. Unsere Wanderung lässt sich aber auf dem
Foto ganz gut erkennen. Hier gibt es auch eine
Bildergalerie.

Zum Abendbrot trafen wir auf unsere Gruppe vom
Flughafen wieder. Wie es sich herausstellte,
hatten sie über einen bekannten Dresdner
Veranstalter gebucht. Nur, was war ihr Programm
in Grönland? Ich hatte mich relativ lange mit
der Vorbereitung für eine individuelle Tour
beschäftigt. „Ausflüge können vor Ort gebucht
werden“ und „von einer Wanderung ins Blumental“
hatte ich immer wieder gelesen. Und das ist das
klassische „Ausflugspaket“ der üblichen 3 bis
4-Tagereisen vieler Veranstalter nach Grönland:
Bootsausflug zum Treibeis, (optionaler)
Helikopterflug auf einen Gletscher mit 15
minütiger Gletschertour (etwa 200 Euro/Person),
Wanderung ins Tal der Blumen (Hin- und Rückweg
insgesamt etwa 2 Stunden), Besuch der
Schnitzerwerkstatt und des Heimatmuseums. Fast
vergessen hätte ich noch den Rundgang durch
Tasiilaq. Viel mehr geht individuell auch nicht.
Es sei denn, man ist ein guter Kajakfahrer und
mietet sich ein kleines Boot. Aber dazu muss man
wirklich über ausreichend Erfahrung verfügen.
Schließlich ist man nach wenigen Stunden im Boot
völlig auf sich allein gestellt.
An dieser Stelle noch einige kurze Bemerkungen
zur Versorgungssituation und den Unterkünften.
Es gibt in Tasiilaq einen Supermarkt und ein
zweites Geschäft, welches Lebensmittel anbietet.
Mit den nötigsten Grundnahrungsmitteln kann man
sich also versorgen, auch wenn die Preise
deutlich über deutschem Niveau liegen. Das ist
auch völlig verständlich, wenn man bedenkt, dass
buchstäblich alles per Schiff geliefert werden
muss (in Ostgrönland wohl ausschließlich aus
Dänemark). 2012 konnte das erste Schiff des
Jahres wegen der Treibeissituation erst in der
zweiten Junihälfte anlegen. Die Versorgungslage
für die Inuit war also in den ersten Monaten des
Jahres wirklich alles andere als gut. Die Zimmer
des ‚Hotels Angmagssallik sind unterschiedlich
ausgestattet. Die einfachere Kategorie für den
kleineren Geldbeutel kann man als spartanisch
bezeichnen. Aber darauf hatten wir uns
eingestellt. Einige Zimmer verfügen über Dusche
und WC (wobei ich nicht weiß, wie das WC
betrieben wird, denn eine Kanalisation gibt es
im Ort nicht) und sollen auch deutlich
geräumiger sein, was ich nicht selbst in
Augenschein nehmen konnte. Der Preis ist dann
eher einer Luxussuite in Mitteleuropa
vergleichbar. Kein Verständnis habe ich für die
vielen schlechten Bewertungen in verschiedenen
Internetportalen. Das sind wahrscheinlich Leute,
die vorgenannte Bausteine gebucht hatten, sich
nun hier langweilten und mit den Bedingungen der
Unterkunft nicht klar kamen. Das Essen war
übrigens den Gegebenheiten entsprechend
ausgezeichnet. Mehr will ich hier auch nicht
schreiben. Für uns waren das nur
Randerscheinungen in einer grandiosen Natur. In
dieser kann man übrigens völlig sorglos aus
jedem Bach außerhalb des Ortes sein Trinkwasser
für die Wanderung entnehmen. Uns ist es
jedenfalls bestens bekommen (immer schön frisch
und natürlich angenehm kühl).
Fortsetzung:
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